Schweinemäster betrachten Schlachthof-Schließung mit Sorge

Münster/Rheda-Wiedenbrück (dpa/lnw) - Die Schweinemäster aus
Westfalen-Lippe blicken mit Sorge auf den Stopp des Schlachtbetriebs
bei Deutschlands größtem Fleischunternehmen Tönnies in
Rheda-Wiedenbrück wegen eines massiven Corona-Ausbruchs. «Es wird vor
allem darauf ankommen, wie sich das weiterentwickelt. Ein, zwei
Wochen können die Bauern die Situation vergleichsweise verlustarm
überbrücken. Dauert die Schließung länger, kommen auf die
Schweinemastbetriebe Probleme zu», sagte Hans-Heinrich Berghorn,
Sprecher des westfälisch-lippischen Landwirtschaftsverbandes. Werden
die auf ein bestimmtes Zielgewicht hin gemästeten Schweine zu fett,
drohen Verluste durch Preisabzüge. Außerdem werde es mittelfristig in
den Ställen zu eng. Auch bei den Ferkelzüchtern könnte die Nachfrage

sinken, erläuterte Berghorn.

Schweinemäster aus der Region, die auf andere Schlacht-Standorte
ausweichen würden, müssten zudem weitere Anfahrtswege in Kauf nehmen.
Entsprechend drängt auch der Bauernverband auf ein rasches Lösen der
Probleme: «Die Fleischwirtschaft muss arbeitsfähig bleiben, steht
aber dafür auch in besonderer Verantwortung, die Dinge schnell in
Ordnung zu bringen», sagte der Generalsekretär des Deutschen
Bauernverbandes, Bernhard Krüsken, der «Rheinischen Post». Es gehe

auch um ein hochwertiges Lebensmittel, das auch als solches behandelt
werden muss.

Auch beim zweiten großen Schlachthof beim Tönnies Wettbewerber
Westfleisch im Kreis Coesfeld laufe der Schlachtbetrieb nach dem
Ausbruch im Mai noch nicht wieder in Volllast. «Wir appellieren da
auch an den Handel, die Situation nicht dahingehend auszunutzen, die
Preise noch weiter zu drücken», sagte Berghorn. Gleichzeitig warne
der Verband seine Mitglieder vor Panikverkäufen, weil auch diese auf
dem Markt für einen Preisverfall sorgen könnten.