Corona-Ausbruch: Robert Tönnies fordert Rücktritt seines Onkels

Rheda-Wiedenbrück (dpa/lnw) - Der Corona-Ausbruch bei Deutschlands
größtem Schlachtbetrieb Tönnies führt zur nächsten Runde des seit

Jahren schwelenden Streits der Inhaber: Robert Tönnies, Mitinhaber
des Schlachtbetriebs mit Sitz in Rheda-Wiedenbrück, hat in einem
Brief nun den Rücktritt seines Onkels Clemens Tönnies aus der
Geschäftsleitung gefordert. In dem Schreiben vom 17. Juni wirft
Robert Tönnies der Geschäftsleitung und dem Beirat des Konzerns
unverantwortliches Handeln sowie die Gefährdung des Unternehmens und
der Bevölkerung vor.

Am Mittwoch war bekannt geworden, dass es unter den Mitarbeitern des
Schlachtbetriebs in Ostwestfalen zu einem großen Ausbruch von
Corona-Infizierten gekommen ist. Nach der Ursache wird derzeit noch
gesucht. Der Kreis Gütersloh ordnete Quarantäne für die Betroffenen
an und schloss bis zu den Sommerferien erneut als Vorsichtsmaßnahme
Schulen und Kindergärten.

Robert Tönnies (42 Jahre) hält wie sein Onkel Clemens (64) 50 Prozent
an dem Unternehmen. Seit Jahren streiten sich die beiden um die
Führung und Ausrichtung des Konzerns. Robert, Sohn des verstorbenen
Firmengründers Bernd Tönnies, wirft der Geschäftsleitung und dem
kontrollierenden Beirat vor, seit 2017 geltende Unternehmensleitsätze
zur Abschaffung von Werkverträgen nicht umzusetzen. Er sei mit seinen
Hinweisen und Vorstößen stets abgeblockt worden, heißt es in dem
Brief.

«Dass gerade in Schlachtbetrieben die Infektionszahlen weit
überdurchschnittlich hoch sind, ist ganz sicher auch dem System der
Werkverträge geschuldet; es zwingt viele Arbeiterinnen und Arbeiter
in unzumutbare Wohnverhältnisse, die mit einem hohen
Ansteckungsrisiko verbunden sind und nur wenig Schutzmöglichkeiten
bieten, wenn einmal eine Infektion auftritt», schreibt Robert
Tönnies. Über die Forderung hatte das «Manager Magazin» zuvor
berichtet.