Grüne fordern mehr Rücksicht auf Ärmere in Corona-Krise

Berlin (dpa) - Nach dem jüngsten Corona-Ausbruch in der
Fleischindustrie und den vielen Infektionen in mehreren Wohnblöcken
im Berliner Bezirk Neukölln, fordern die Grünen, einkommensschwache
und ärmere Menschen mehr in den Blick zu nehmen. «Die Pandemie hat
eine soziale Dimension und Schieflage, gegen die die Bundesregierung
viel stärker ankämpfen muss», sagte die Fraktionschefin der Grünen
im
Bundestag, Katrin Göring-Eckardt, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland
(RND).

«Die Bundesregierung muss einen Plan vorlegen, wie die wirtschaftlich
Schwächsten in unserer Gesellschaft nicht zu Kranken werden», sagte
sie weiter. Göring-Eckardt forderte einen «Pandemierat», «der die
bestehenden Maßnahmen mit Blick auf ihre sozialen, gesundheitlichen
und ökonomischen Auswirkungen wissenschaftlich analysiert und
aufzeigt, welche Maßnahmen wir in Zukunft anpassen oder verstärken
müssen».

Auch SPD-Chef Norbert Walter-Borjans sieht eine soziale Dimension der
Krise: «Corona ist eine riesige Herausforderung für die gesamte
Gesellschaft. Aber es gibt keinen Zweifel, dass auch hierzulande die
gesundheitlichen Risiken für Menschen mit geringerem Einkommen de
facto größer sind - schon allein deshalb, weil sie in beengteren
Verhältnissen leben und arbeiten», sagte er dem RND.

Eine Analyse der Uniklinik Düsseldorf und der Krankenkasse AOK im
Auftrag der ARD hatte gezeigt, dass Hartz-IV-Empfänger ein deutlich
höheres Risiko haben, wegen Covid-19 ins Krankenhaus eingeliefert zu
werden. Das Risiko für Arbeitslosengeld-II-Empfänger ist demnach im
Vergleich zu erwerbstätig Versicherten um 84 Prozent höher.