«Geimpft? Vielleicht!» - Kinderärzte beklagen fehlende Untersuchung

Berlin (dpa/bb) - Das Aussetzen der amtlichen Untersuchungen bei
Schulanfängern in diesem Jahr stoßen bei Berliner Kinderärzten auf
massive Kritik. Es sei ein «neuer Höhepunkt» der Krise des
öffentlichen Gesundheitsdienstes, sagte der Sprecher des
Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte Berlin, Jakob Maske, am
Mittwoch. «Damit verstößt der Senat gegen das Berliner Schulgesetz,
das die Eingangsschuluntersuchung aus gutem Grund vorschreibt.»

Überschrieben war die Mitteilung mit den Worten: «Schulfähig?
Vielleicht! - Gesund? Vielleicht! - Geimpft? Vielleicht!» Diese
Fragen prüfen Amtsärzte normalerweise bei den Reihenuntersuchungen.
Insbesondere Kindern aus sozial schwierigen Verhältnissen entgehe nun
die Chance auf rechtzeitige Förderung, betonte der Verband. Aber auch
für die Schulen habe das Aussetzen Folgen: Nicht schulfähige Kinder
erschwerten den Unterricht erheblich, heiß es. Viele von ihnen
müssten das erste Schuljahr wiederholen.

Schuleingangsuntersuchungen wurden wegen der hohen Belastung der
Gesundheitsämter in der Pandemie ausgesetzt. Mitarbeiter
verschiedener Bereiche helfen bei der Nachverfolgung der Kontakte von
Infizierten aus. Die Kinderärzte forderten die
Senatsgesundheitsverwaltung auf, dafür zu sorgen, dass der
öffentliche Gesundheitsdienst «wieder seine Kernaufgaben ausführen
kann». So eine Situation dürfe sich nicht wiederholen.
Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) hatte kürzlich die Besetzung
vakanter Stellen in den Gesundheitsämtern der Bezirke angemahnt.