Über 7 Millionen Downloads der Corona-Warn-App

Die Entwickler der Corona-Warn-App hatten von Anfang an damit
gerechnet, dass die Anwendung von mehreren Millionen Menschen genutzt
wird. Dass schon nach einem Tag die Schwelle von sieben Millionen
Downloads gerissen wird, überrascht aber auch die Macher.

Berlin (dpa) - Die Corona-Warn-App des Bundes stößt bei den Menschen
in Deutschland auf eine überraschend hohe Resonanz. Seit ihrem Start
am Dienstagmorgen wurde sie über sieben Millionen Mal heruntergeladen
und installiert, teilte Digitalstaatsministerin Dorothee Bär (CSU) am
Mittwochnachmittag auf Twitter mit. In den ersten 24 Stunden hatten
nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums über 6,4 Millionen
Nutzerinnen und Nutzer die App in Betrieb genommen.

«Das sind weit über sechs Millionen Gründe, warum das Coronavirus
künftig weniger Chancen hat», sagte Bundesgesundheitsminister Jens
Spahn (CDU). Jeder einzelne, der die App nutze, mache einen
Unterschied. «Dieser starke Start sollte noch mehr Bürger motivieren,
mitzumachen. Denn Corona eindämmen, das ist ein Teamspiel.»

Um viele Menschen in Deutschland, die noch über ein älteres
Smartphone verfügen, nicht von der Verwendung der App auszuschließen,
will die Bundesregierung bei Apple und Google erreichen, dass die
Mindestvoraussetzungen heruntergeschraubt werden. Die App setzt auf
Programmschnittstellen, die Apple nur in seinem aktuellen
iPhone-Betriebssystem iOS 13.5 bereitstellt. Das läuft aber nicht auf
älteren Geräten wie dem iPhone 6, 5S oder 5.

Auch etliche ältere Android-Smartphones verfügen nicht über die
notwendigen Google Play Services, mit denen der US-Konzern die
Programmschnittstellen bereitstellt. Experten schätzen, dass zwischen
zehn und 20 Prozent aller im Einsatz befindlichen Smartphones in
Deutschland nicht die Mindestvoraussetzungen erfüllen. «Die
Bundesregierung steht im Austausch mit Apple und Google, um über eine
Lösung zu sprechen», teilte das Robert Koch-Institut mit.

Die Corona-Warn-App soll das Nachverfolgen von Corona-Infektionen
leichter und schneller machen. Dafür misst sie, ob sich Handynutzer
über eine längere Zeit näher als etwa zwei Meter gekommen sind. Ist
ein Nutzer positiv getestet worden und hat dies in der App geteilt,
meldet sie nachträglich anderen Anwendern, dass sie sich in der Nähe
eines Infizierten aufgehalten haben. Dann kann man sich freiwillig -
auch ohne Symptome - auf Kassenkosten testen lassen. Kontaktdaten
werden nicht zentral gespeichert, sondern nur jeweils auf den
Smartphones.

Der Bundesbeauftragte für Datenschutz rechtfertigte am Mittwoch die
Bewertung der Corona-Warn-App durch seine Behörde mit dem Attribut
«ausreichend». Dabei habe es sich nicht um eine Schulnote gehandelt,
betonte Ulrich Kelber (SPD). In der datenschutzrechtlichen Bewertung
gebe es nur «ein ausreichend oder nicht ausreichend».

Kelber bekräftigte seine Kritik am Verfahren, wie ein
Infektionsstatus in der App offiziell bestätigt werde. Zum Start der
App würden offenbar nur zehn Prozent der Testergebnisse
datenschutzfreundlich digital übertragen. Der große Rest müsse über

eine Telefon-Hotline gehen. «Diese Hotline sehen wir als eine
Schwächung des ansonsten gut durchdachten Prinzips der
Pseudonymitätswahrung an», sagte Kelber.

Der SPD-Politiker bekräftigte seine Warnung an Arbeitgeber, ihren
Beschäftigten die Installation der App vorzuschreiben. «Ein Zwang,
die App vorzuzeigen, ist datenschutzrechtlich nicht haltbar. Sollten
Unternehmen dagegen verstoßen, würden die Datenschutzbeauftragten der
Länder aktiv, die dafür zuständig seien. «Von daher wiederhole ich

meinen Appell: «Versucht es lieber nicht!».»

Zu den Kosten für die App erklärte die Bundesregierung in einer
Antwort auf eine Anfrage des Linken-Abgeordneten Victor Perli, dass
sie bis Ende 2021 insgesamt mit Ausgaben in Höhe von über 69
Millionen Euro rechnet. Diese Zahl bezieht sich auf die Entwicklung
der App selbst sowie auf die Wartung, Pflege, den Betrieb und die
Bewerbung der App. Allein die Telekom-Tochter T-Systems erhält
demnach über 52 Millionen Euro.

Perli warf Gesundheitsminister Spahn vor, er habe die Kosten
öffentlich schöngerechnet. «In Krisenzeiten muss schnell gehandelt
werden. Das darf aber nicht zur Intransparenz des Regierungshandelns
führen.» Auffällig sei, dass von der Auftragsvergabe im Wesentlichen

zwei Dax-Unternehmen besonders profitieren und die Kosten für die
Werbeagentur sehr hoch seien.