EU-Sozialkommissar Schmit fordert Krisenprogramm für Jugendliche

Brüssel (dpa) - EU-Sozialkommissar Nicolas Schmit hat vor Sozialabbau
im Kampf gegen die Corona-Krise gewarnt. Zwar sei bei Einvernehmen
der Tarifpartner in einzelnen Betrieben ein Lohnverzicht denkbar,
sagte Schmit in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur. Aber:
«Es wäre der falsche Weg, jetzt Sozialabbau als Beitrag für den
Krisen-Exit vorzustellen.» Die Gesellschaft dürfe jetzt nicht
«verlottern» und immer mehr Menschen abhängen.

Wegen des Wirtschaftseinbruchs stünden «mindestens zwei bis drei
schwierige Jahre» mit hoher Arbeitslosigkeit bevor, sagte der
luxemburgische Sozialdemokrat. Das treffe vor allem junge Leute. «Die
Jugendlichen riskieren, die größten Opfer zu sein, entweder weil sie
noch nicht im Arbeitsmarkt sind oder weil sie in prekären
Arbeitsverhältnissen sind», sagte Schmit. Europa müsse zeigen, «das
s
es seine Jugend jetzt nicht opfert».

Er schlug vor, notfalls Zuschüsse für Ausbildungs- oder Arbeitsplätze

einzuführen. «Es ist besser, einen Arbeitsplatz zu subventionieren,
als Jugendliche einfach auf der Straße zu lassen», sagte Schmit.
Zudem müsse sehr stark in digitale Ausbildung investiert werden, denn
für Digitalexperten gebe es Hunderttausende freie Stellen. «Wir
brauchen eine Art «Skills-Revolution»», sagte er.

Zur deutschen Debatte über ein Recht auf Heimarbeit äußerte sich
Schmit zurückhaltend. Für viele Arbeitnehmer komme dies ohnehin nicht
in Frage. Zudem habe es auch negative Folgen, wenn Beruf und
Privatleben nicht mehr getrennt seien. Die Tarifpartner könnten
sicher Vereinbarungen treffen. Aber: «Bei einem europäischen Recht
auf Homeoffice bin ich sehr skeptisch.»