Mehr Angebote für Patienten mit Schlafstörungen gefordert

Hannover (dpa) - Schlafstörungen werden in Deutschland nach Ansicht
des Schlafforschers Hans-Günter Weeß häufig zu spät und unangemesse
n
behandelt. «In vielen Fällen wäre die kognitive Verhaltenstherapie
das Mittel der Wahl», sagte der Psychotherapeut, der im Vorstand der
Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM)
ist. Stattdessen würden Medikamente genommen. Weeß zufolge können
zwischen 1,1 und 1,9 Millionen Menschen ohne Schlafmittel nicht mehr
schlafen. «Das ist eine Abhängigkeit auf Rezept», sagte der Leiter
des Schlafzentrums in Klingenmünster (Rheinland-Pfalz) vor dem Tag
des Schlafes am 21. Juni. In unserem Gesundheitssystem fehlten
gestaffelte Angebote. Laut Robert Koch-Institut klagt ein Viertel der
Bevölkerung über Schlafstörungen, elf Prozent erleben ihren Schlaf
als «häufig nicht erholsam».

Während der Corona-Pandemie schlafen die Menschen nach ersten
Studienergebnissen der Universität Basel im Durchschnitt etwas länger
als vorher. Allerdings berichten Umfrage-Teilnehmer auch über
unruhigen Schlaf. Weeß befürchtet, dass die Corona-Krise mehr
Patienten mit Schlafstörungen hervorbringt. Arbeitslosigkeit sowie
ein geringes Einkommen seien Risikofaktoren. «Für viele Menschen geht
es um die Existenz. Sie haben wirtschaftliche Sorgen, sie haben
Gesundheitssorgen», sagte er. «Wenn es nicht gelingt, die Grübeleien

zu stoppen und sich von Alltagssorgen zu entlasten, dann ist die
Schlafstörung vorprogrammiert.»