Ärzte rechnen mit mehr Hautschäden wegen häufigen Händewaschens

Die Handhygiene ist entscheidend, um die Ausbreitung des Coronavirus
zu verlangsamen. Allerdings kann das kräftige Reinigen der Finger
juckende Ekzeme hervorrufen. Doch was sollte man dann tun?

Osnabrück (dpa) - Das häufige Händewaschen in der Corona-Pandemie
wird nach Einschätzung von Hautärzten dazu führen, dass mehr Menschen

juckende Hand-Ekzeme entwickeln. «Seife greift die Hautbarriere an»,
sagte der Dermatologe Christoph Skudlik der Deutschen Presse-Agentur.
Der 52-Jährige ist Chefarzt des Instituts iDerm mit Sitz an der
Universität Osnabrück und dem BG Klinikum Hamburg. Abnutzungs-Ekzeme
an den Händen seien störend, zudem könnten sich in der
vorgeschädigten Haut mehr Erreger einnisten. Wer ohnehin zu
Neurodermitis neige, sollte besser alkoholische
Hände-Desinfektionsmittel benutzen, riet der Mediziner. Zudem sollten
Betroffene bei Hautproblemen zum Facharzt gehen.

Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) ist die
Händedesinfektion mit wirksam getesteten alkoholischen Präparaten im
Gesundheitswesen und in der Pflege «das Mittel der Wahl». Außerhalb
dieser Bereiche biete die Händedesinfektion in Situationen, wo die
Hände auch gewaschen werden können, keinen Vorteil in Bezug auf die
Inaktivierung von Sars-CoV-2, schrieb das RKI. In diesem Fall sollten
pH-neutrale Waschmittel mit möglichst wenigen Zusatzstoffen benutzt
werden, riet Dermatologe Skudlik.

Beim Benutzen alkoholischer Desinfektionsmitteln könne die Haut zwar
brennen, sagte Skudlik, der auch Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft
für Berufs- und Umweltdermatologie (ABD) ist. «Das ist aber kein
Zeichen einer Schädlichkeit des Alkohols, sondern tritt nur auf, wenn
die Haut bereits gereizt oder vorgeschädigt ist.» Die alkoholische
Desinfektion sei wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge deutlich
weniger hautbelastend als das Händewaschen. Nach jedem Waschen oder
Desinfizieren sollten die Hände gründlich eingecremt werden, betonte
der Hautarzt.

Nach seinen Angaben hat jeder dritte Beschäftigte in Pflegeberufen
einmal im Jahr mit einem Hand-Ekzem zu tun. In der
Allgemeinbevölkerung sei es aufs Jahr gerechnet jeder Zehnte. Die
juckenden Rötungen und Risse können Infektionen und Allergien nach
sich ziehen und bis zur Arbeitsunfähigkeit führen. Auch das häufige
und längere Tragen von Gummihandschuhen kann Hautprobleme zur Folge
haben. In der Corona-Pandemie sind nicht nur Gesundheits- und
Pflegeberufe, sondern zunehmend auch Friseure, Köche, Beschäftigte im
Einzelhandel oder Paketboten betroffen.

Nach einer Veröffentlichung von Dermatologen aus Wuhan in China haben
75 Prozent der Gesundheitsbeschäftigten, die Covid-19-Patienten
betreuten, Hautveränderungen an den Händen entwickelt.