Spahn gegen zu frühe Aufhebung der Corona-Maßnahmen

Berlin (dpa) - Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat vor einem zu
frühen Ausstieg aus den Beschränkungen in der Corona-Krise gewarnt.
Zu sehen sei zwar ein Abflachen bei den Steigerungsraten, dies sei
aber noch kein abschließender Trend, sagte der CDU-Politiker in einem
am Donnerstag veröffentlichen Podcast mit dem Journalisten Gabor
Steingart. Dabei könnte es sich auch um statistische Effekte,
Meldeeffekte handeln. Die stark einschränkenden Maßnahmen wie Schul-
oder Geschäftsschließungen lägen noch nicht allzu lange zurück,
betonte Spahn. Sie könnten sich teils in den Statistiken noch nicht
bemerkbar machen. «Sagen wir die Richtung stimmt, ob sie dauerhaft
anhält, das werden wir die nächsten Tage sehen.»

Die Ministerpräsidenten der Länder und Bundeskanzlerin Angela Merkel
(CDU) hatten sich am Mittwoch darauf verständigt, die
Ausgehbeschränkungen bis Sonntag nach Ostern zu verlängern.

Spahn begrüßte zugleich die Debatte darüber, ob solch
freiheitseinschränkenden Maßnahmen richtig seien. Über Zwang könne

dies nicht dauerhaft funktionieren, es bedürfe der Einsicht, der
Bereitschaft der Bürgerinnen und Bürger sowie einer Perspektive,
betonte der Minister. «Bei allen Problemen im Alltag, die ich
wirklich jeden Tag mitkriege, sind wir auch gut durchgekommen. Stand
jetzt. Aber ich kann Ihnen eben nicht sagen, wie es sich
weiterentwickelt. Die Dynamik kann ich Ihnen nicht sagen. Und
deswegen sage ich ja: Der schwerere Teil kommt wahrscheinlich noch.»

Bei «Bild Live» äußerte sich Spahn am Abend ähnlich: Er halte es

angesichts der Ausbreitung des Virus nicht für angebracht, aktuell
darüber zu diskutieren, ob die Einschränkungen nach dem 19. April
wieder aufgehoben werden sollten. Es sei nicht richtig, «jetzt schon
zu sagen: Es ist dann vorbei». Immerhin sei als erster Trend
erkennbar, dass die relative Steigerung der Neuinfektionen sinke. «Es
gelingt mit den Maßnahmen tatsächlich, das Infektionsgeschehen zu
reduzieren.» Er wisse, dass die Akzeptanz der Maßnahmen in der
Bevölkerung nur dann hoch bleibe, wenn es eine Perspektive für ein
Ausstiegsszenario gebe.