Risikoanalysen: Pandemie-Szenario wurde theoretisch durchgespielt

Berlin (dpa) - Eine wissenschaftliche Analyse zieht die
Aufmerksamkeit der sozialen Netzwerke auf sich. Angeblich geht aus
ihr hervor, dass die Bundesregierung seit Langem von der aktuellen
Corona-Pandemie wusste.

BEHAUPTUNG: «Die Epidemie war in Deutschland bereits vor Jahren
geplant!» Das lasse sich aus einer Risikoanalyse von 2013 schließen
.

BEWERTUNG: Das Robert Koch-Institut (RKI) und weitere Behörden
spielten das Szenario einer Pandemie durch. Es ging um
eine theoretische Analyse, ausgehend von einem früheren
Seuchengeschehen.

FAKTEN: Der «Bericht zur Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz
2012» wurde am 3. Januar 2013 vom Bundestag veröffentlicht. Er stellt

die Ergebnisse zweier Risikoanalysen dar. Diese geben einen
Überblick, welche Ereignisse mit welcher Wahrscheinlichkeit eintreten
- und wie groß der zu erwartende Schaden ist. Eine der Analysen
bezieht sich auf eine Pandemie durch den Erreger «Modi-Sars». Das
Szenario beschreibe ein «außergewöhnliches Seuchengeschehen», so de
r
Bericht.

«Modi-Sars» ist hypothetisch, hat jedoch realistische Eigenschaften.
Es handelt sich, wie beim nun aufgetretenen Sars-CoV-2, um ein
Coronavirus. Die Begründung für diese Annahme: «Die Wahl eines
Sars-ähnlichen Virus erfolgte unter anderem vor dem Hintergrund, dass
die natürliche Variante 2003 sehr unterschiedliche Gesundheitssysteme
schnell an ihre Grenzen gebracht hat.» Damit ist die Verbreitung der
schweren Atemwegserkrankung Sars gemeint, an der 2002/2003 in 30
Ländern mehr als 8000 Menschen erkrankten und knapp 800 starben. 

Im Bericht lautet die Antwort auf die Frage, ob das Ereignis
erwartbar sei: «Das Auftreten von neuen Erkrankungen ist ein
natürliches Ereignis, das immer wieder vorkommen wird. Es ist aber in
der Praxis nicht vorhersehbar, welche neuen Infektionskrankheiten
auftreten, wo sie vorkommen werden und wann dies geschehen wird.
Daher ist eine spezifische Prognose nicht möglich.»