Corona-Informationen für alle - Paschek übersetzt für Gehörlose

Stuttgart (dpa/lsw) - Wenn Franziska Paschek arbeitet, hängen bis zu
37 000 Menschen an ihren Lippen - und Händen. Paschek ist
Gebärdensprachdolmetscherin. Wenn die Landesregierung etwas Wichtiges
zur Corona-Krise mitteilt, übersetzt sie für Tausende Gehörlose und
Hörgeschädigte im Südwesten.

Das Staatsministerium hatte vergangene Woche mitgeteilt, bei
wichtigen Terminen künftig solche Dolmetscher einzusetzen. «Ich
denke, das ist ein großer Schritt», sagt Paschek dazu. Ohne
Übersetzung bekämen Gehörlose Informationen später, teilweise auch

gar nicht mit.

Sonst übersetzt die 30-Jährige für Gehörlose beim Arzt, auf Ämt
ern
oder bei der Arbeit. Alles Aufträge, die für sie genauso wichtig sind
wie Pressekonferenzen mit Spitzenpolitikern, betont sie. Allerdings:
«Wenn man weiß, dass da Hunderttausende vor dem Fernseher sitzen,
steigt die Nervosität», sagt Paschek, die aus Zwickau stammt und
heute mit ihrem Mann und zwei Kindern in Stuttgart wohnt.

Dreimal hat Paschek bereits für die Landesregierung gedolmetscht. Zum
ersten Mal am 13. März. Hunderttausende sahen die Pressekonferenz,
auf der die Schließung der Schulen angekündigt wurde. Paschek wurde
danach zu einer kleinen Berühmtheit. Auf Youtube kommentierten viele
ihren Einsatz. Es sei schade, dass es für die Leute ungewohnt sei,
sagt Paschek. Daran merke man, dass noch viel zu wenige Dolmetscher
eingesetzt würden.

Viele Gehörlose und Hörgeschädigte kommunizieren mittels
Gebärdensprache. Sie drücken sich mit Mimik, Mund- und Körperhaltung

sowie Handzeichen aus. Gebärdensprachen sind vollwertige Sprachen, es
lässt sich auch Abstraktes ausdrücken.