Nächste Notfallschalte: Freundliche Signale aus Frankfurt an UEFA

Nach der Mitgliederversammlung der Bundesliga-Clubs gehen die
Gespräche über Notfallszenarien im Profi-Fußball auf europäischer
Ebene weiter. Die UEFA lädt alle Verbände zu einer Video-Schalte.
DFL-Chef Seifert setzt auf Expertise aus Politik und Medizin.

Frankfurt/Main (dpa) - Die Bundesliga hat ihre Zwangspause bis
mindestens Ende April verlängert. DFL-Chef Christian Seifert arbeitet
mit den 36 Profi-Clubs an dem trotz aller Ungewissheiten weiterhin
gültigen Masterplan für ein Saisonfinale bis zum 30. Juni. Doch die
Corona-Krise hat längst Auswirkungen weit über den deutschen Fußball

und auch über die aktuelle Rest-Spielzeit hinaus.

Fast beiläufig arrangierte sich sogar Seifert bei der ersten
Video-Pressekonferenz nach der virtuellen Mitgliederversammlung mit
einem Tabubruch. Champions League am Samstag, gleich nach der
Bundesliga ist für den Top-Manager des deutschen Fußballs angesichts
der wirtschaftlich bedrohlichen Lage kein undenkbares Szenario mehr.

«Wir sprechen sehr viel über Solidarität in Deutschland. Es wird auch

in Europa einer gewissen Solidarität bedürfen, dass wir uns gemeinsam
darauf verständigen, uns aus der Patsche zu helfen», sagte Seifert.

Diese Worte wird man bei der UEFA mit Wohlwollen aufnehmen. Schon am
Mittwoch folgt bei der Europäischen Fußball-Union die nächste
Notfallschalte mit den Generalsekretären der 55 Nationalverbände,
inklusive DFB-Vertreter Friedrich Curtius.

Konkrete Ergebnisse oder gar die von Millionen Fans herbeigesehnten
Zeitabläufe für die ausstehenden Wettbewerbe wie Champions League,
Europa League, Nations League oder den kommenden Länderspielfenstern
werden in der UEFA-Zentrale noch nicht erwartet, so hört man vom
Genfer See. Wie bei der DFL geht es vor allem um die Vorbereitungen
für den Tag X, wenn wieder Fußball gespielt werden kann und um ein
Abklopfen der so unterschiedlichen Interessen in den einzelnen
Fußball-Ländern.

«Das heißt, wir werden, was den Spielplan angeht, für die nächste
Saison eine gewisse Flexibilität an den Tag legen müssen, uns auch
gegenseitig entgegenkommen müssen. Da wird der eine oder andere eine
Kröte schlucken müssen», sagte Seifert.

Für die Bundesliga sind die möglichen Sofortmaßnahmen erst einmal
fixiert. Nun wartet auf Seifert trotz Stillstand viel Arbeit. «Für
die Bundesliga werden wir versuchen, einen bestmöglichen Spielbetrieb
zu gewährleisten für alle Mannschaften für die Zuschauer, Fans und
Partner. Das ist unsere Aufgabe», sagte Seifert.

Dabei kristallisieren sich zwei wesentliche Arbeitsbereiche heraus,
auf die die DFL für die kommenden Wochen bis zur nächsten anberaumten
Mitgliederversammlung am 17. April setzt:

- Die Mediziner: Nationalmannschaftsarzt Tim Meyer leitet eine
vierköpfige «Task Force Sportmedizin/Sonderspielbetrieb». Das
Gremium, zu dem auch Borussia Dortmunds Teamdoktor Markus Braun
gehört, soll ein Konzept erstellen «mit dem Ziel der medizinisch
vertretbaren Fortführung des Spiel- und Trainingsbetriebes.» Konkret
sollen die Ärzte unter anderem bisherige Covid-19-Fälle bei den
Bundesliga-Clubs dokumentieren und eine effektive Testung
ausarbeiten. Vorbereitet werden muss auch, unter welchen Bedingungen
bei den zunächst nur möglichen Geisterspielen Kriterien wie Hygiene,
Desinfektion und Mindestabstand eingehalten werden können.

- Die Politiker: Man kennt sich in Politik und Fußball. Und der
Fußball wird die Vorgaben der Politik definitiv befolgen. Das machte
neben Seifert auch Karl-Heinz Rummenigge nochmals deutlich. Die engen
Drähte zur Bundes- und den Landesregierungen werde man aber auch
nutzen. «Wir sind alle mit den entscheidenden Leuten in Kontakt. Der
Herr Seifert hat viel Kontakt mit dem Herrn Spahn. Mein Kollege Aki
Watzke mit dem Herrn Laschet in Nordrhein-Westfalen. Ich habe hier
mit dem Herrn Söder viel Kontakt. Und wir tun gut daran uns mit
diesen Protagonisten, speziell in der Politik, gut abzustimmen»,
sagte Rummenigge dem TV-Sender Sky.