Spendenrat erwartet wegen Corona weniger Spenden

Berlin (dpa) - Der Trend zu immer weniger Geldspenden und -spendern
in Deutschland dürfte sich nach Experteneinschätzung durch die
Corona-Krise noch verschärfen. Er erwarte für den Gesamtspendenmarkt
«ein erhebliches Absinken», sagte der Geschäftsführer des Deutschen

Spendenrats, Max Mälzer, der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. «Das
bedeutet aber nicht, dass überall weniger gespendet wird. Ich denke
schon, dass die Spenden derzeit auch in neue Projekte fließen werden
wie etwa Unterstützung von lokalen Einzelhändlern oder dem eigenen
Lieblingsrestaurant.»

Auf der Spendenplattform Betterplace finden sich aktuell mehr als 150
solcher coronabezogenen Projekte. «Grob geschätzt würde ich sagen,
sind in den letzten 14 Tagen knapp zwei Millionen Euro über unsere
Plattform zu dem Thema gespendet worden», sagte Geschäftsführer,
Björn Lampe, der dpa. «Obwohl es ja eigentlich nur um 14 Tage geht,
liegen wir momentan im Vergleich zum Vormonat mit unseren Plattformen
bei einem Wachstum von über 100 Prozent. Da ist schon deutlich, dass
dieses Thema die Menschen umtreibt.»

Mälzer sieht jedoch die Gefahr, dass Spendenaktionen etwa für
Flüchtlinge, Bedürftige in Afrika und für den Klimaschutz durch
Corona in Vergessenheit geraten könnten. Nach seinen Informationen
kalkulierten einige Organisationen der Not- und Katastrophenhilfe nur
noch mit einem Spendenzufluss von etwa zehn Prozent der üblichen
Summen. «Das sind schon ziemlich heftige Annahmen, die da getätigt
werden, und das trifft diese Organisationen und auch die Bedürftigen
(...) hart.» Lampe beobachtet im Bezug auf die vergangenen zwei
Wochen: «Während die ersten sieben, acht Tage sehr, sehr stark
geprägt waren von coronabezogenen Projekten, habe ich jetzt den
Eindruck, dass auch wieder andere Projekte Unterstützung erhalten.»

Auch wegen der persönlichen Auswirkungen der Corona-Krise erwartet
Mälzer aber ein verändertes Spendenverhalten: «Wir schlittern in eine

Rezession, da halten sich die Leute mit Entscheidungen, wie man Geld
ausgibt, doch einigermaßen zurück.» Der «Bilanz des Helfens 2020»

zufolge, die der Spendenrat Anfang März vorgelegt hatte, spendeten im
vergangenen Jahr rund 19,5 Millionen Menschen insgesamt 5,1
Milliarden Euro für gemeinnützige Organisationen und Kirchen.