Keine Mundschutz-Pflicht im Südwesten - Masken gibt es ohnehin nicht

In Österreich darf man nur noch mit Maske einkaufen - ein Modell für
den Südwesten? Bis auf weiteres nicht, sagt der Ministpräsident. Es
gibt auch gar keine Masken. Und wenn, dann zu absurden Preisen, heißt
es beim Handelsverband.

Stuttgart (dpa/lsw) - Eine Pflicht, Masken oder anderen Mund- und
Nasenschutz zu tragen, wird es in Baden-Württemberg auch weiterhin
nicht geben. «Es ist erstmal nicht vorgesehen, das zu einer Pflicht
zu machen, denn wir brauchen die hochwertigen Schutzmasken für den
medizinischen Bereich, den Pflegebereich und Menschen in anderen
wichtigen Institutionen», sagte Ministerpräsident Winfried
Kretschmann (Grüne) am Dienstag in Stuttgart. Der Handelsverband
Baden-Württemberg (HBW) hatte schon vor zwei Wochen bei der
Landesregierung nach Masken für die Supermärkte angefragt, aber keine
Antwort erhalten.

Es wäre jetzt, da die Materialien ohnehin schon knapp seien, ganz
falsch, noch weitere Knappheit zu erzeugen, sagte Kretschmann. Selber
einen Mundschutz anzulegen, auch einen selbst genähten, sei jedoch
kein Schaden. «Wenn es beide machen, Sie und der Gegenüber, dann ist
solch ein Spuckschutz durchaus sinnvoll.» Sozialminister Manfred
Lucha demonstrierte die Alternativlösungen mit einem Halstuch. «Mit
so einem Spuckschutz einkaufen zu gehen ist durchaus sinnvoll, er
schützt Sie nicht für die eigene Infektion, aber weil wir ja bei
Corona-Sars von einer Tröpfchen-Infektion sprechen, können wir damit
bis zu 30 Prozent weniger Tröpfchen ausstoßen.» Bei Menschen mit
einer feuchten Aussprache sei das gar nicht so unwichtig.

Der Handelsverband Baden-Württemberg (HBW) hatte nach eigenen Angaben
schon vor Wochen die Ausstattung mit Masken für die Supermärkte
angefragt, aber keine Antwort bekommen - der Markt ist leer gefegt.
Lucha beschreibt es mit der Beschaffung von Corona-Test-Kits. «Wir
sind alle Chef-Beschaffer. Wir telefonieren rund um die Uhr, Samstag,
Sonntag, mit unseren Vertretern der Industrie.»

Im Handel hat man Zahlen erhoben und geht davon aus, dass die
Supermärkte im Südwesten allein für die Mitarbeiter 120 000 Masken
bräuchten - täglich. Beziehe man alle offenen Geschäfte, also etwa
auch Tankstellen und Apotheken mit ein, belaufe sich die Zahl auf
rund 200 000 Masken. «Hinzu kommen rund 8 Millionen Kundenkontakte am
Tag - diese Menschen müssten ebenfalls ausgestattet werden», sagt
Verbandschefin Sabine Hagmann. Derzeit eine unlösbare Aufgabe, ganz
zu schweigen davon, dass die Masken laut Hagmann nur noch völlig
überteuert zu haben sind.

Gegen eine Maskenpflicht nach österreichischem Vorbild spricht sich
auch der Chef der Heidelberger Uni-Virologie, Hans-Georg Kräusslich,
aus. Im Audio-Podcast der «Rhein-Neckar-Zeitung» sagte Kräusslich:
«Wir müssen mit aller Kraft dafür sorgen, dass zunächst alle
Einrichtungen der Gesundheitsversorgung und auch Reha-Kliniken,
Alten- und Pflegeheime mit Schutzmasken versorgt werden». Es wäre
kontraproduktiv eine Maskenpflicht einzuführen, so lange nicht
sichergestellt sei, dass auch ausreichend Masken produziert werden
könnten.