Viele Tausend Berliner und Brandenburger in Kurzarbeit

Jahrelang ging es aufwärts auf dem Arbeitsmarkt der Region. Eine
blühende Wirtschaft ließ trotz Zuzugs die Arbeitslosenquoten sinken.
Die Corona-Krise bringt eine jähe Trendwende.

Berlin (dpa/bb) - Ob am Flughafen oder im Zoo, beim Chemiekonzern
oder im Theater: In der Corona-Krise bricht für viele Beschäftigte
die tägliche Arbeit weg - die Firmenleitung schicken sie in
Kurzarbeit. Bis zum Wochenende haben in Berlin 22 600 Unternehmen
Kurzarbeit angezeigt, in Brandenburg 14 400. Das teilte die
Bundesagentur für Arbeit am Dienstag mit. Wie viele Menschen nun auf
Kurzarbeit sind, kann die Agentur erst in einigen Wochen sagen. Die
dürfte ein Vielfaches der Anzeigen betragen. Die Agentur rechnet
damit, dass dennoch in den nächsten Wochen viele Menschen ihre Arbeit
verlieren werden.

Die Corona-Pandemie wird den Aufschwung auf dem Arbeitsmarkt
abwürgen, wie die Agentur andeutete. Bis Mitte März habe es noch die
übliche Frühjahrsbelebung geben, dann sei der Einbruch gekommen,
teilte die Regionaldirektion Berlin-Brandenburg mit.

«Dann führten die Corona-Einschränkungen in weiten Teilen der
Wirtschaft zu einer Vollbremsung», sagte Direktionsleiter Bernd
Becking. «Viele Unternehmen haben Kurzarbeit angezeigt.» Die Agentur
sprach von einem noch nie erlebten, plötzlichen Umschlag. In Zahlen
lasse sich dieser noch nicht ausdrücken.

Bis zum Stichtag am 12. März war die Arbeitslosigkeit in Berlin und
Brandenburg weiter gesunken. 154 249 Frauen und Männer waren in
Berlin arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote sank um 0,1
Prozentpunkt auf 7,9 Prozent. In Brandenburg waren es 75 570. Die
Quote lag bei 5,7 Prozent, 0,2 Prozentpunkte niedriger als im
Februar.

Doch allein in Berlin kann jedes zweite Unternehmen vorerst nicht
mehr arbeiten, wie eine Umfrage der Industrie- und Handelskammer
(IHK) ergab. Jedes dritte fürchtet, in eine Insolvenz zu schlittern.
Die Hälfte aller Unternehmen geht davon aus, Arbeitsplätze abbauen zu
müssen.

Dies vorerst zu verhindern ist das Ziel beim Kurzarbeitergeld. Die
Beschäftigten arbeiten weniger oder auch gar nicht, bekommen aber
weiter 60 Prozent ihres Nettogehalts. Wer Kinder hat, erhält 67
Prozent. Die Unternehmen lassen sich die Auslagen von der
Arbeitsagentur erstatten, manche stocken das Kurzarbeitergeld auch
auf.

Die Bearbeitung der Anzeigen zieht sich aber hin. Für die
Arbeitsagenturen kam die Antragsflut unerwartet. «Kurzarbeit spielte
jahrelang in der Region so gut wie keine Rolle», sagte Becking. «Wir
arbeiten mit Hochdruck die Anzeigen und Anträge ab. Dennoch ist
derzeit ein Rückstau zu verzeichnen.»