Banken: Werden nicht kaufmännische Sorgfalt über Bord werfen

Frankfurt/Berlin (dpa) - Die Deutsche Kreditwirtschaft wehrt sich
gegen Forderungen nach einer laxeren Prüfung von Kreditanträgen in
der aktuellen Krise. Banken und Sparkassen könnten «nicht von der
Aufsicht vorgegebene Anforderungen oder ihre kaufmännische Sorgfalt
über Bord werfen», betonte die Präsidentin des Bundesverbandes der
Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), Marija Kolak, in
ihrer Rolle als diesjähriger Federführer der Deutschen
Kreditwirtschaft am Dienstag. «Dies wäre kontraproduktiv und nützt
weder Unternehmen noch den Bürgern. Es würde auch nicht zur
Finanzmarktstabilität beitragen.»

Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) hatte die Hausbanken zuvor
aufgefordert, in der Corona-Krise keine zu hohen Anforderungen an
Kredite für kleine Unternehmen zu stellen. Jeder Bankmitarbeiter
solle wissen, «dass das jetzt eine große, gemeinsame, nationale
Anstrengung ist, die notwendig ist, wo jeder gewissermaßen ein
bisschen Fünfe gerade sein lassen muss», sagte der Vizekanzler am
Dienstag in München. Die Förderbank KfW werde dafür sorgen, dass
Geschäftsbanken, Sparkassen und andere ihren traditionellen Kunden
weiter Geld zur Verfügung stellen könnten.

«Banken und Sparkassen in Deutschland leisten derzeit einen
historisch unvergleichlichen Kraftakt, um den Unternehmen bei der
Kreditvergabe zu helfen», versicherte Kolak. «Die Bundesregierung ist
gefordert, Unternehmen auch über weitere Maßnahmen als die Vergabe
von Krediten, die sie später wieder zurückzahlen müssen, zu
unterstützen. Die Wirtschaft braucht noch mehr Rückendeckung und
umfassendere steuerliche Erleichterungen.»