Glücksbringer mit Mundschutz und Handschuhen Von Katja Sponholz, dpa

Gemeinhin soll es Glück bringen, einen Schornsteinfeger zu berühren.
In Corona-Zeiten sollte man auf enge Kontakt zwar verzichten - nicht
jedoch auf die Kehr- und Kontrolltermine. Betriebs- und
Brandsicherheit sind unverzichtbar.

Saarbrücken/Kaiserslautern (dpa/lrs) - Schornsteinfegermeister Pascal
Weber legt Wert auf einen guten persönlichen Kontakt zu seinen
Kunden. Doch im Moment geht der 37-Jährige auf Distanz, wegen der
Corona-Pandemie. Nur mit Atemschutzmaske und Handschuhen ist er
momentan im Einsatz: «Um mich selbst zu schützen, aber natürlich auch

die Kunden», sagt er. Doch er weiß auch, wie wichtig es ist, dass die
Schornsteinfeger aktuell ihre Arbeit ausführen können.

«Die Betriebs- und Brandsicherheit sind das höchste Gut. Und wir
haben den klaren Auftrag, dass wir als systemrelevanter Beruf diese
Tätigkeit weiterführen müssen», sagt Heinz-Detlev Puff,
stellvertretender Landesinnungsmeister der Schornsteinfegerinnung für
das Saarland. Nicht zuletzt stehe man da auch als Betrieb in der
Verantwortung: «Sollte es zu einer CO-Überbelastung oder zu einem
Rußbrand kommen, dann stünde ich natürlich in der Verantwortung - und

der Staatsanwalt würde im Zweifel fragen, warum wir in der
vorgesehenen Zeit nicht da waren und unsere Arbeit gemacht haben.»

Sein Kollege in Rheinland-Pfalz, Landesinnungsmeister Michael Bauer,
spricht von einem «schwierigen Spagat». Einerseits müsse man wichtige

hoheitliche Sicherheitsaufgaben wahrnehmen, andererseits versuche
man, «soweit wie möglich auf die Bedürfnisse und Bedenken der Kunden

einzugehen».

Das tun auch Pascal Weber und sein Chef Michael Gaertner aus
Heusweiler: «Selbstverständlich sind wir uns der aktuellen Situation
und auch möglicher Ängste und Verunsicherungen bewusst», heißt es i
n
einem Brief an die Kunden. Deshalb halte man sich bei der Arbeit an
die Hygienemaßnahmen des Robert-Koch-Instituts und appelliere an die
Kunden, den empfohlenen Sicherheitsabstand von eineinhalb bis zwei
Metern einzuhalten.

Die meisten Kunden hätten Verständnis für die besondere Situation.
Und auch darauf, dass die Schornsteinfeger die üblichen Kehrtermine
einhalten möchten. «Natürlich haben auch einige Angst und möchten
nicht, dass man bei ihnen momentan vorbeikommt», berichtet Weber,
«aber die Mehrheit ist froh, dass wir noch unsere Arbeit machen.» Das
wüssten die Kunden in dieser Zeit offenbar besonders zu schätzen: «Es

gibt oft ein positives Feedback, und viele rufen beim Chef an, um
sich zu bedanken und das Team zu loben», sagt der Schornsteinfeger. 

Die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier weist
darauf hin, dass alleine der Hinweis des Kunden, Angst vor einer
Ansteckung zu haben, als Rechtfertigung nicht ausreiche, um den
Schornsteinfegern keinen Zutritt zu gewähren. Der saarländische
Umweltminister Reinhold Jost (SPD) betont, dass eine Verweigerung der
Kehrpflicht nur im Ausnahmefall akzeptiert werden könne:
«Gefährdungen durch fehlende Betriebs- und Brandsicherheit müssen
auch in der aktuellen Situation ausgeschlossen werden.»

Schornsteinfegermeister Michael Gaertner bemüht sich, auch unter
Berücksichtigung der Betriebs- und Brandsicherheit eine «akzeptable
Lösung» zu finden, wenn es Bedenken gegen die Ausführung der Arbeit
gäbe. Etwa dann, wenn Personen im Haushalt grippeähnliche Symptome
aufwiesen, in den letzten 14 Tagen in einem Risikogebiet waren oder
Kontakt zu einem Coronavirus-Erkrankten hatten. Oder aber, wenn sie
zu einer der Risikogruppen gehörten und trotz aller
Vorsichtsmaßnahmen eine Ansteckung befürchteten.

Das jedoch sei die Ausnahme: «Fünf, maximal zehn Prozent» der Kunden

lehnen nach Einschätzung von Michael Bauer in Rheinland-Pfalz derzeit
Schornsteinfeger-Besuche ab. Noch könnten die rund 480 Betriebe im
Land ihre Arbeit ohne große finanzielle Verluste ausführen.
Schwieriger könnte es jedoch werden, wenn sich zum Jahresende zum
Start der Heizperiode die Termine häuften und dann nicht genug
Arbeitskräfte da seien.

Heinz-Detlev Puff ist froh, dass die Ängste im Saarland nicht so groß
seien wie ursprünglich in der Branche befürchtet. Gleichwohl seien
wirtschaftliche Einbußen für die 129 Mitgliedsbetriebe im Saarland
auch jetzt schon nicht auszuschließen: «Wenn jemand nicht acht
Stunden arbeiten kann, fehlt das natürlich beim Umsatz.» Und je mehr
Termine jetzt verschoben würden, umso schwieriger werde die Planung
und Organisation für die nächsten Monate: «Das wird eine
Herausforderung, keine Frage.»