McKinsey sieht Trend zu Regionalisierung und Digitalisierung

München (dpa) - Die Unternehmensberatung McKinsey rechnet nach der
Corona-Krise mit einer stärkeren Regionalisierung und Digitalisierung
der Wirtschaft. «Die Unternehmen werden sich mehr absichern», sagte
der McKinsey-Experte für Produktion und Lieferketten, Knut Alicke, am
Dienstag in einer Videokonferenz.

In der Autoindustrie zum Beispiel gebe es komplexe Zulieferketten bis
zu sechs, sieben Ebenen; Seefracht zwischen Europa und China sei gut
einen Monat unterwegs. «Wir erwarten, dass sich sehr viele
Unternehmen ihre globalen Lieferketten anschauen und lokalere
Strukturen aufbauen», sagte Alicke. Der Trend, in der Region für die
Region zu produzieren - in Osteuropa für Europa, in China für China
-, werde sich verstärken. Die Lohnunterschiede zwischen China,
Osteuropa und Mexiko seien nicht mehr so groß. Zudem dürften die
Lagerbestände größer werden.

In der Pharmaindustrie gebe es bereits gesetzliche Vorgaben für
Vorräte bei bestimmten Wirkstoffen, das könnte erweitert werden. Sie
werde Kapazitäten nach Europa zurückholen, «aber nicht komplett raus

aus Indien und China», sagte Alicke.

Die Digitalisierung der gesamten Wirtschaft werde jetzt viel
schneller erfolgen. «Wenn es gut geht und die Profitabilität stimmt,
will sich niemand verändern. Jetzt wird man gezwungen, über neue
Strukturen nachzudenken», sagte der Berater. Ein großer Gewinner sei
der Online-Handel. «Viele Händler bieten ihre Waren jetzt erstmals
online an.» Supermärkte profitierten im Moment von Hamsterkäufen und

Panikkäufen von Klopapier, allerdings sei das sei nicht von Dauer,
denn «der Bedarf wächst ja nicht». Die Luftfahrtbranche dagegen
dürfte die nur langsame Erholung des Tourismus und den Rückgang der
Geschäftsreisen länger spüren.