Debatte über Maskenpflicht - höhere Sterberate befürchtet

Sollen im Corona-Zeitalter alle Menschen in der Öffentlichkeit
Schutzmasken tragen? Österreich will das bei Einkäufen zur Pflicht
machen. Und auch die thüringische Stadt Jena will eine Maskenpflicht.
Das Problem: Wo sollen sie herkommen? Die Stadt gibt eine Empfehlung.

Berlin (dpa) - Nach der Einführung einer Schutzmaskenpflicht in
Supermärkten in Österreich wird auch in Deutschland über einen
solchen Schritt diskutiert. Die Stadt Jena in Thüringen prescht
bereits vor und will eine derartige Pflicht im öffentlichen Raum
einführen. Allerdings: Masken sind derzeit entweder Mangelware oder
werden zu Wucherpreisen verkauft. In Jena sollen daher auch Tücher
und Schals als Schutzmaßnahme gelten. Fachleute weisen immer wieder
darauf hin, dass die Pandemie in Deutschland erst am Anfang stehe.
Das Robert-Koch-Institut bereitete die Bevölkerung am Dienstag auf
eine steigende Sterberate vor.

DEBATTE ÜBER MASKENPFLICHT IN DER ÖFFENTLICHKEIT

Eine Schutzmaskenpflicht in Supermärkten wie in Österreich ist in
Deutschland derzeit nicht geplant - das sagte Bayerns Regierungschef
Markus Söder am Dienstag im ARD-«Morgenmagazin». Zuerst müsse man
abwarten, ob die in Deutschland getroffenen Maßnahmen helfen. Der
CSU-Chef forderte zugleich eine «nationale Notfallproduktion» von
Schutzmasken. Das gelte für hochwertige Masken für das Personal in
den Krankenhäusern und Arztpraxen.

Die Stadt Jena in Thüringen plant derweil eine Maskenpflicht in
Verkaufsstellen, im öffentlichen Nahverkehr und in Gebäuden mit
Publikumsverkehr. So solle die Sicherheit des Personals im
öffentlichen Leben erhöht werden. Die Bevölkerung wurde aufgerufen,
sich selbst Masken zu nähen. Zulässig seien aber auch Tücher oder
Schals, wenn sie Nase und Mund bedecken.

INFEKTIONS- UND TODESZAHLEN STEIGEN

In Deutschland sind bis Dienstagvormittag 62 608 Infektionen mit dem
neuen Coronavirus registriert worden. Das geht aus einer Auswertung
der Deutschen Presse-Agentur hervor, die die gemeldeten Zahlen der
Bundesländer berücksichtigt. Besonders hohe Zahlen haben
Nordrhein-Westfalen mit 14 442 nachgewiesenen Fällen und 130 Toten
und Bayern mit 14 437 Fällen und 133 Toten. Gerechnet auf 100 000
Einwohner verzeichnet Hamburg mit einem Wert von 120,3 die meisten
Infektionen. Im Bundesschnitt waren es 75,3. Mindestens 565 mit
Sars-CoV-2 Infizierte sind den Angaben zufolge bislang bundesweit
gestorben.

HÖHERE CORONAVIRUS-STERBERATE VORHERGESAGT

Das Berliner Robert-Koch-Institut rechnet mit einer Erhöhung der
Coronavirus-Sterberate in Deutschland. Im Moment liege die Rate bei
0,8 Prozent, sagte RKI-Präsident Lothar Wieler am Dienstag. Die
Meldungen hätten aber einen Zeitverzug, da die Menschen erst nach
einem gewissen Krankheitsverlauf sterben würden. «Wir haben jetzt ja
auch leider Fälle in Pflege- und Altenheimen. Wir müssen leider davon
ausgehen, dass die Sterberate damit ansteigen wird», sagte Wieler.

BUNDESREGIERUNG WILL BEI HILFEN FÜR BETRIEBE NACHBESSERN

Die Bundesregierung arbeitet bei Corona-Hilfen an Nachbesserungen für
mittelständische Unternehmen, um eine Pleitewelle zu verhindern. Wie
die Deutsche Presse-Agentur am Dienstag aus Regierungskreisen erfuhr,
könnten Kredite für mittelständische Firmen mit einer 100-prozentigen

Staatshaftung abgesichert werden. Allerdings müsste die EU-Kommission
diesem Modell zustimmen. Dazu liefen Gespräche. Wirtschaftsverbände
hatten beim Sonderkreditprogramm der staatlichen Förderbank KfW eine
«Förderlücke» vor allem beim Mittelstand beklagt und gefordert, das
s
der Staat 100 Prozent des Risikos übernimmt. Viele Betriebe seien
derzeit wegen der Folgen der Corona-Krise nicht mehr kreditwürdig.

STAATEN VERSCHÄRFEN CORONA-GEGENMAßNAHMEN

Im Kampf gegen die Corona-Pandemie hat das russische Parlament am
Dienstag härtere Strafen für Verstöße bei Quarantäne-Vorschriften

sowie für die Verbreitung von Falschnachrichten beschlossen. Die
Regierung erhielt auch Vollmachten zum Verhängen des
Ausnahmezustands. Schon jetzt gibt es in vielen Regionen Russlands,
darunter auch in Moskau, massive Ausgangsbeschränkungen. Künftig gibt
es hohe Geld- und Haftstrafen auch wegen fahrlässiger Infektion von
Mitmenschen. Je nach Schwere des Vergehens, wenn eine Infektion etwa
zum Tod von Menschen führt, sind Strafen bis zu sieben Jahre Haft
möglich. Auch Israel hat seine Ausgangsbeschränkungen verschärft. Die

Regierung verbot unter anderem öffentliche Gebete und Hochzeiten. An
der Klagemauer in Jerusalem dürfen nur noch bis zu zehn Menschen
beten - mit einem Abstand von mindestens zwei Metern.

ITALIENISCHE POLITIKER WERBEN FÜR CORONA-BONDS

Im Streit um eine gemeinsame Schuldenaufnahme in Europa haben sich
italienische Politiker direkt an die Deutschen gewandt und um
Zustimmung für Corona-Bonds geworben. In einer ganzseitigen Anzeige
in der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» schrieben sie am Dienstag,
es gehe nicht um die Vergemeinschaftung der öffentlichen Altschulden,
sondern um ausreichende Mittel für einen großen europäischen
Rettungsplan. Der Streit über Corona-Bonds entzweit die EU-Staaten.
Italien, Spanien, Frankreich und andere Staaten fordern sie vehement,
während sich zum Beispiel Deutschland, die Niederlande und Österreich
sperren. Da sich die Staats- und Regierungschefs in der vergangenen
Woche nicht einigen konnten, soll nun die Eurogruppe neue Vorschläge
erarbeiten.

VERBRAUCHERZENTRALEN WARNEN VOR BETRÜGERN

Die Verbraucherzentralen warnen vor Betrügern im Internet in Zeiten
der Coronavirus-Pandemie. «Wir erhalten inzwischen täglich Hinweise
von Verbrauchern im Zusammenhang mit der Coronakrise», sagte der
Vorstand des Verbraucherzentralen-Bundesverbands, Klaus Müller, den
Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Es gebe Anbieter, die mit falschen
Gesundheitsversprechen Kasse machen wollten, andere hätten zum
Beispiel eine Packung Toilettenpapier für 20 Euro oder einen Liter
Händedesinfektionsmittel für 199 Euro angeboten. Es gebe auch
Hinweise auf vermutliche Fake-Shops, die Artikel wie Atemschutzmasken
und Desinfektionsmittel anbieten. Diese müssten per Vorkasse bezahlt
werden. Eine Lieferung erfolge nicht.

MIT YOGA IN DER CORONA-KRISE FIT BLEIBEN

Indiens Premierminister Narendra Modi (69) gibt Yoga-Tipps um während
der corona-bedingten Ausgangsbeschränkungen fit und gesund zu
bleiben. «Ich bin weder Fitnessexperte noch medizinischer Experte»,
schrieb der Hindu-Politiker auf Twitter. «Yoga zu praktizieren ist
seit vielen Jahren ein wesentlicher Teil meines Lebens, und ich finde
es wohltuend.» Modi verlinkte zu seinem Youtube-Kanal «Yoga with
Modi», wo eine animierte Version seiner selbst Yoga-Übungen zeigt und
eine Stimme aus dem Off Anweisungen gibt. Indien ist mit mehr als 1,3
Milliarden Einwohnern das bevölkerungsreichste Land der Welt nach
China. Zurzeit besteht dort eine dreiwöchige Ausgangssperre.

SCHALKE 04 VERHÄNGT GELDSTRAFE GEGEN PROFISPIELER HARIT

Fußball-Profi Amine Harit ist von seinem Verein FC Schalke 04 mit
einer empfindlichen Geldstrafe belegt worden. Das bestätigte Schalkes
Sportvorstand Jochen Schneider am Dienstag auf Anfrage. Zur genauen
Höhe der Strafe machte er keine Angaben. Als in Nordrhein-Westfalen
schon erhebliche Kontaktbeschränkungen galten, war der 22 Jahre alte
Mittelfeldspieler in einer Shisha-Bar in Essen gemeinsam mit zehn
weiteren Personen von der Polizei bei einer Corona-Party erwischt
worden. Die Beamten lösten die unerlaubte Versammlung weit nach
Mitternacht auf - Ladenschluss war bereits um 18 Uhr gewesen.