Keine Meldung von Rostocker Covid-19-Infizierten an Polizei

Rostock (dpa/mv) - Die Hansestadt Rostock wird der Aufforderung des
Gesundheitsministeriums an die Kommunalbehörden nicht folgen, täglich
eine aktualisierte Liste von Covid-19-infizierten Personen an die
beiden Polizeipräsidien zu übermitteln. Der Empfängerkreis der Listen

sei nicht hinreichend bestimmt und der Auskunftsanspruch können nur
individuell, aber nicht für Gruppen gelten, sagte Rostocks
Sozialsenator Steffen Bockhahn (Linke) der Deutschen Presse-Agentur.
«Das quasi öffentliche Benennen Infizierter hat schon mehrfach
schlimme Konsequenzen gehabt.» Bockhahn erinnerte dabei an die
Behandlung von HIV-Erkrankten in den 1980-Jahren. «Wir sollten aus
der Geschichte lernen. Rostock wird diese Listen in der geforderten
Form nicht anfertigen und nicht übergeben.»

Der Übertragungsweg des Sars-CoV-2-Virus sei die Tröpfcheninfektion.
«In gleicher Weise werden auch andere Krankheiten mit vergleichbarer
oder höherer Todesrate übertragen», sagte Bockhahn und verwies dabei

auf Influenza-, Tuberkulose- oder Masern-Erkrankungen.
«Konsequenterweise müssten auch zu diesen Infektionen Listen erstellt
werden und diese Idee zeigt, wie absurd und unangemessen die Weisung
ist.» Zu einem geeigneten und konstruktiven Miteinander, auch zum
Schutz der Polizei, sei das Gesundheitsamt jederzeit bereit.

Das Gesundheitsministerium hatte ein Schreiben an Landkreise und
kreisfreie Städte geschickt. Darin werden diese aufgefordert, täglich
aktuelle Listen mit den Covid-19-Infizierten an die Polizei zu geben.