März-Arbeitsmarkt in Bayern zeigt noch nicht Folgen der Corona-Krise

Noch zeigen die Zahlen aus Nürnberg nicht das ganze Ausmaß der
Pandemie. Wie stark das Coronavirus den Jobmarkt betrifft, wird sich
erst noch erweisen. Aber es gibt auch Branchen, die gewinnen.

Nürnberg (dpa/lby) - Die März-Zahlen des bayerischen Arbeitsmarkts
zeigen noch nicht die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie. Wie die
Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit am Dienstag in
Nürnberg mitteilte, hatte die einsetzende Frühjahrsbelebung die
Arbeitslosigkeit im Freistaat auf 231 115 Personen sinken lassen. Das
sind 12 671 oder 5,2 Prozent weniger als im Februar.

Die Arbeitslosenquote lag demnach im März bei 3,1 Prozent - 0,1
Prozentpunkte unter dem Vormonatswert. Der Zähltag der aktuellen
Arbeitsmarktdaten ist der 12. März. Die darauffolgenden
Ausgangsbeschränkungen sowie Betriebs- und Schulschließungen zur
Eindämmung des Erregers setzten erst danach ein.

«Aufgrund der Corona-Krise erleben wir aktuell eine Situation, die
uns alle vor große Herausforderungen stellt - und die auch Folgen für
den Arbeitsmarkt hat», sagte der Chef der Regionaldirektion, Ralf
Holtzwart. Die seit Ausbruch der Pandemie sehr dynamische Entwicklung
lasse eine genauere Prognose auf die Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit und
Beschäftigung frühestens ab April zu.

«Angesichts der in weiten Teilen ruhenden Wirtschaft bleiben Neu- und
Wiedereinstellungen in fast allen Wirtschaftsbereichen vorerst aus»,
erklärte Holtzwart. Oberste Priorität habe für die Arbeitsagenturen
die Existenzsicherung für Unternehmen und Arbeitnehmer. Die
Geldleistungen müssten schnell fließen. Dafür seien die jetzt
besonders geforderten Bereiche personell aufgestockt worden.

Akuter Personalbedarf besteht nach Holtzwarts Worten aktuell in der
Gesundheitsbranche und in der gesamten Kette der
Lebensmittelversorgung sowie im Onlinehandel. Fach- und Hilfskräfte
aus dem Gesundheitswesen, die derzeit nicht in ihrem Beruf arbeiten
und keiner Risikogruppe angehören, könnten sich im Internet unter
www.pflegepool-bayern.de für einen Einsatz während der
Corona-Pandemie bereit erklären.

Ebenso würden in der Landwirtschaft dringend Arbeitskräfte gesucht,
betonte Holtzwart. Interessierte könnten sich unter
www.saisonarbeit-in-deutschland.de oder www.daslandhilft.de
registrieren lassen.

Im Einzelhandel sei der Personalbedarf derzeit im Lebensmittelbereich
hoch, anders als im Textilbereich. In der Gastronomie falle
einerseits wegen der Schließungen von Restaurants und Cafés der
Bedarf an Servicepersonal weg, auf der anderen Seite steige aber die
Nachfrage nach Lieferdiensten für Lebensmittel.

Auch auf den Bestand an sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen
in Bayern werde das Coronavirus negative Auswirkungen haben. Nach den
aktuell hochgerechneten Daten lag deren Zahl im Januar bei 5,71
Millionen. Das waren knapp 79 000 oder 1,4 Prozent mehr als vor einem
Jahr.

Die den Agenturen und Jobcentern bis zum 12. März neu gemeldeten
Stellen lagen mit rund 26 000 um 16 Prozent unter dem Niveau des
vergangenen Jahres. Insgesamt waren 115 296 offene Stellen zu
besetzen. Aktuell registrieren die Arbeitsagenturen knapp 326 000
Menschen in arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen wie Umschulungen oder
Fortbildungen.

Der Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft
(vbw), Bertram Brossardt, erklärte, von der Dauer der
Produktionsunterbrechungen hänge ab, wie deutlich der Verlust an
Stellen ausfallen werde. Bayern steuere auf eine schwere Rezession
zu. Die staatlichen Finanzhilfen und Verbesserungen beim
Kurzarbeitergeld zur Unterstützung von Unternehmen und Beschäftigten
seien richtig.

Arbeitsministerin Carolina Trautner (CSU) dankte allen Betrieben, die
den Beschäftigten in dieser schwierigen Zeit über mobile Arbeit oder
Homeoffice die notwendige Flexibilität gäben.