Lewentz findet Arbeiten im Homeoffice gewöhnungsbedürftig

Keine Symptome, die Tests auf das Coronavirus negativ: Trotzdem hat
Innenminister Lewentz vorsichtshalber zwei Wochen aus dem Homeoffice
gearbeitet. Grund war ein mittelbarer Kontakt zu einem Menschen, der
später positiv getestet wurde. Seine Bilanz fällt gemischt aus.

Kamp-Bornhofen/Mainz (dpa/lrs) - Das Arbeiten im Homeoffice ist nach
Ansicht des rheinland-pfälzischen Innenministers Roger Lewentz (SPD)
gewöhnungsbedürftig. «Technisch ist das alles völlig unproblematisc
h.
Mit Handy, mit Tablet und Laptop kann man in diesen Zeiten all das
tun, was man im Büro macht», sagte Lewentz der Deutschen
Presse-Agentur nach zweiwöchigem Arbeiten am heimischen Schreibtisch.
Persönlich allerdings sei diese Art des Arbeitens für ihn eine große

Umstellung: «Ich bin gern bei Menschen, ich bin sehr gern im Gespräch
mit Menschen. Das ist völlig weg gefallen», sagte der 57-Jährige.
«Das ist eine andere Art der Arbeit als ich sie über Jahrzehnte
gewohnt gewesen bin.»

Täglich zehn bis zwölf Stunden Telefonieren und Videoschalten seien
durchaus anstrengend, sagte der Minister. «Man ist abends doch
ziemlich leer im Kopf.» Allerdings gebe es auch Vorteile. «Man nutzt
auch mal die Gelegenheit, Telefongespräche zu führen, die man sonst
vielleicht noch geschoben hätte. Es ist eine andere Art der
menschlichen Nähe, die man sich erarbeiten kann.»

«Homeoffice ist eine Arbeitssituation, die anders aber sehr intensiv
ist», sagte Lewentz. Viele Menschen und Unternehmer aus seiner Heimat
hätten sein Homeoffice genutzt, um ihn anzurufen. Die Menschen
wollten einen Rat, eine Vermittlungsmöglichkeit oder ihre Not zum
Ausdruck bringen. «Das sind für viele Menschen schwere Zeiten.»

Im Kontakt mit seinen vier erwachsenen Kindern, seiner Frau und
seiner Mutter in einem Altenheim bekomme er einen großen Teil des
Spektrums der Pandemie mit. Seine Frau nähe zu Hause Mundschutze, die
jüngste Tochter (21) setze ihr Studium in den Niederlanden derzeit
von zu Hause aus online fort. Einer der Söhne habe sich bei der
Bundeswehr zum Sanitätsdienst einziehen lassen, der andere arbeite
als Schreiner weiter und eine Tochter arbeite studienbegleitend im
Altenheim.

Die Arbeit im Homeoffice werde sicherlich auch nach der Corona-Krise
zu mehr virtuellen Konferenzen führen, ist Lewentz überzeugt. «Eine
Erfahrung ist, die sicher auch ein Stück nach der Krise trägt: Nicht
jedes Treffen muss dadurch organisiert werden, das man aus dem ganzen
Land zusammenfährt.»

Lewentz hatte nach einem mittelbaren Kontakt mit einem später positiv
auf eine Corona-Infektion getesteten Menschen vorsichtshalber zwei
Wochen von zu Hause aus gearbeitet. Er war wie Ministerpräsidentin
Malu Dreyer und Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler
(alle SPD) als «Kontaktpersonen der Kategorie II» eingestuft worden.

Er hatte aber keine Symptome einer Erkrankung an Covid-19, Tests
fielen negativ aus. Ab Dienstag wird er nun wieder im
Ministeriumsbüro arbeiten.

Die Einstufung der drei rheinland-pfälzischen Regierungsmitglieder
unterscheidet sich von der von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).
Sie ist in häuslicher Quarantäne, weil sie direkten Kontakt zu einem
später positiv getesteten Mediziner hatte, der bei ihr eine
vorbeugende Pneumokokken-Impfung vorgenommen hatte.

Die Bevölkerung hat nach Einschätzung des Innenministers begriffen,
dass es um den Schutz der Gesundheit aller gehe. «Sie geht sehr
diszipliniert und verantwortungsbewusst damit um.» Lockerungen sieht
Lewentz vorerst nicht. «Das müssen wir noch eine ganz Zeit gemeinsam
durchstehen.» Die nächsten drei Wochen - bis zum 19. April würden die

Bestimmungen auf jeden Fall weiter gelten. «Man wird dann beurteilen
müssen, wie es weitergeführt werden wird.» Lewentz rät: «Die Leut
e
sollen sich darauf einstellen, dass es auch noch bis in den Mai
weitergehen kann.»