Bestatter: Beerdigungen in Corona-Krise «unglaublich schwierig»

Trauerfeiern gibt es nicht mehr, und auf dem Friedhof stehen die
Angehörigen weit auseinander: Das bedeutet Abschiednehmen in
Corona-Zeiten. Bestatter Christoph Kuckelkorn berichtet.

Köln (dpa) - Die strengen Corona-Regeln auch für Beerdigungen stellen
nach Einschätzung des Bestatters Christoph Kuckelkorn eine schwere
Prüfung für die Angehörigen dar. «Hier in Köln finden Trauerfeier
n
eigentlich gar nicht mehr statt, weil wir die Trauerhallen nicht mehr
nutzen dürfen», sagte Kuckelkorn, der durch seine Funktion als
Präsident des Festkomitees Kölner Karneval überregional bekannt ist.


Die Familie dürfe den Sarg oder die Urne zum Grab begleiten. Ein
Pfarrer, ein Trauerredner oder ein Familienmitglied könne dort dann
ein paar Worte sprechen, aber es gebe nicht mehr die eigentliche
Trauerfeier. Auch dürften in Köln nur der jeweilige Partner und d
ie
Kinder und Enkel teilnehmen. Jemand, der ein reiches Sozialleben
gehabt habe, wirke dadurch auf seinem letzten Gang womöglich wie ein
Mensch ohne Freundeskreis. «Trauer braucht Raum und Platz und auch
eine gewisse Öffentlichkeit», sagte Kuckelkorn.

«Es ist für die Familien unglaublich schwierig, in diesem Moment der
Trauer so alleine zu sein und dann auch noch auf Distanz bleiben zu
müssen - gerade in einem Augenblick, wo man körperliche Nähe
vielleicht dringend benötigt. Die Familienmitglieder stehen sehr weit
auseinander und haben quasi nur Blickkontakt. Das ist schon eine sehr
verrückte Situation - so nötig die Regeln auch sind, um das Virus zu
bekämpfen.»

Um wenigstens einen kleinen Ersatz zu schaffen, werde der Abschied am
Grab mitunter gefilmt und gestreamt, so dass Freunde und Verwandte
die Zeremonie zuhause verfolgen könnten. Außerdem empfehle er allen
Angehörigen, die Trauerfeier später nachzuholen. Allerdings werde das
dann eine Feier mit einem anderen Charakter sein, da man sich Monate
nach dem Tod des geliebten Menschen schon in einer anderen
Trauerphase befinde.

Wenn der Verstorbene ein Corona-Patient gewesen sein sollte, komme
als zusätzliche Einschränkung hinzu, dass kein Abschied am offenen
Sarg möglich sei, sagte Kuckelkorn. Für die Bestatter ändere sich
nicht viel, da Vorsichtsmaßnahmen zur Routine gehörten: Auch
multiresistente Krankenhauskeime im Leichnam stellten etwa eine
potenzielle Gefahr für den Bestatter dar.