Armutsforscher fordert Rettungsschirm für die «Allerärmsten»

Berlin (dpa) - Der Armutsforscher Christoph Butterwegge hat in der
Corona-Krise höhere Hartz-IV-Sätze gefordert und vor einer
«Verelendung» in Teilen der Gesellschaft gewarnt. «Von den
Rettungspaketen für die Unternehmen kommt im Kellergeschoss der
Gesellschaft wenig an», sagte der Kölner Politikwissenschaftler dem
Redaktionsnetzwerk Deutschland (Zeitung).

Die Corona-Krise wirke «sich nicht allein auf die Immunschwachen,
sondern auch auf die Einkommensschwachen fatal aus. Tafeln schließen
und Bettler bekommen nichts mehr, weil die Straßen leer gefegt sind
und alle eine Infektion fürchten. Damit wird die ohnehin brüchige
Lebensgrundlage der Ärmsten vollends zerstört.» Butterwegge betonte:

«Werden für die Allerärmsten, Obdachlose, Drogenabhängige und
Transferleistungsbezieher keine Rettungsschirme aufgespannt, kann es
in dieser Personengruppe zu einer seit der unmittelbaren
Nachkriegszeit nie mehr gekannten Verelendung kommen.»

Zudem sollten nach Butterwegges Ansicht die Regelbedarfssätze von
Hartz-IV-Empfängern wegen der Corona-Krise um mindestens 100 Euro
erhöht werden. «Einem alleinstehenden Hartz-IV-Bezieher werden für
Nahrung und Getränke gerade einmal 150 Euro im Monat zugebilligt»,
sagte Butterwegge dem RND. Davon könne «niemand gesund leben, erst
recht nicht, wenn die Tafelläden wie die Sozialkaufhäuser geschlossen
sind und man durch Essen von Obst und Gemüse das Immunsystem stärken
muss», sagte Butterwegge, der bei der letzten Bundespräsidenten-Wahl
als Kandidat der Linken angetreten war.