Regierung in Schwerin berät über weitere Wirtschaftshilfen

Die Corona-Krise hinterlässt tiefe Schleifspuren auch in der
Wirtschaft Mecklenburg-Vorpommerns. Bund und Land versuchen, mit
Milliarden-Hilfen die Folgen zu mildern und so die Existenz möglichst
vieler Firmen zu sichern.

Schwerin (dpa/mv) - Der Schutz der Wirtschaft vor den ökonomischen
Folgen der Corona-Krise bleibt eines der Hauptanliegen der Politik in
Mecklenburg-Vorpommern. Daher will die Landesregierung ihre
Finanzhilfen auch auf Unternehmen ausdehnen, die mehr als 50
Mitarbeiter beschäftigen. Über Art und Umfang der Unterstützung wird

nach Angaben von Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) das Kabinett
auf seiner regulären Sitzung am Dienstag beraten. «Unser Ziel ist,
Unternehmen und Arbeitsplätze zu sichern», betonte
Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) vor der Telefonkonferenz
ihres Kabinetts.

Selbstständige, kleine und mittlere Firmen können bereits seit Mitte
vergangener Woche auf staatliche Hilfen zugreifen. Der Bund gewährt
Betrieben mit ein bis zehn Beschäftigten, die wegen der
Corona-Epidemie massive Umsatzverluste erlitten, je nach Größe 9000
bis 15 000 Euro. Um die Hilfe zu beschleunigen, streckt das Land das
Geld vor, das nicht zurückgezahlt werden muss. Größeren Firmen mit 11

bis 49 Mitarbeitern greift das Land mit Zuschüssen zwischen 25 000
und 40 000 Euro unter die Arme. Nun soll geklärt werden, welche
direkte Hilfe größeren Betrieben zuteilwird, die zudem auf
zinsgünstige Kredite und Landesbürgschaften zurückgreifen können.

Laut Glawe wurden bislang etwa 6,7 Millionen Euro an Antragsteller
ausgezahlt. Die Nachfrage sei ungebrochen hoch, etwa 16 000 Anträge
seien beim Landesförderinstitut eingegangen, sagte er.

Der in der Vorwoche beschlossene «MV-Schutzfonds» für die Wirtschaft

des Landes umfasst insgesamt 1,1 Milliarden Euro. Er wird zum
Großteil mit neuen Schulden finanziert. Am Mittwoch soll der dafür
erforderliche Nachtragshaushalt im Landtag beraten und beschlossen
werden. «Die Corona-Krise trifft unsere Wirtschaft hart. Wir müssen
jetzt alles dafür tun, dass Unternehmen und Arbeitsplätze
stabilisiert werden», erklärte Schwesig.

Einer Umfrage der norddeutschen Industrie- und Handelskammern unter
ihren Mitgliedsunternehmen zufolge erwarten rund drei Viertel der
Befragten für 2020 Umsatzrückgänge von mehr als zehn Prozent. Mit
Einbußen von mehr als 50 Prozent rechnet über alle Branchen hinweg
rund ein Viertel der Unternehmen. Etwa 40 Prozent der befragten
Firmen berichtete über bereits bestehende Liquiditätsengpässe, fast
ebenso viele erwartet Personalabbau.

Mit einer Reihe von Maßnahmen versuchen Bund und Land, die
Ausbreitung des neuartigen Coronavirus zu verlangsamen. Dazu gehörten
die Schließung von Schulen, Kitas und vielen Geschäften bis zum 19.
April. Zudem wurden Kontaktverbote verhängt und der für das Land als
Wirtschaftsfaktor enorm wichtige Tourismus vollständig
zurückgefahren. Damit soll die Einschleppung des Virus verhindert und
das Gesundheitssystem im Land vor einer möglichen Überlastung
geschützt werden.

Die Zahl der Corona-Infektionen lag am Montag (16.30 Uhr) bei 366,
das waren 10 mehr als am Tag zuvor. Laut Landesamt für Gesundheit und
Soziales mussten oder müssen 36 Menschen im Krankenhaus behandelt
werden, 7 davon auf einer Intensivstation. Am Samstag war ein
57-jähriger Mann aus dem Landkreis Ludwigslust-Parchim gestorben, er
war der erste Todesfall im Nordosten im Zusammenhang mit dem
Coronavirus.