Branchenexperten rechnen mit deutlichem Einbruch der Autonachfrage

Düsseldorf/Berlin (dpa) - Branchenkenner rechnen wegen der
Coronavirus-Pandemie mit einem scharfen Einbruch der Autonachfrage in
diesem Jahr. Für den Fall, dass der Ausbruch des Erregers in zwei bis
drei Monaten erfolgreich eingedämmt werden könne und sich die
Wirtschaft danach nur schrittweise erhole, gehen die Experten des
Beratungsunternehmens McKinsey von jeweils mehr als fünf Millionen
weniger produzierten Autos in Europa und den USA aus. Das wäre in der
EU ein Minus von 30 Prozent zu den ursprünglichen Schätzungen, heißt

es in einer Untersuchung des Unternehmens. In den USA belaufe sich
der Rückgang auf 30 bis 35 Prozent.

Dabei orientiert sich die Studie an dem Verlauf der Entwicklung in
China, wo dank harter Regelungen der Ausbruch des Virus weitgehend
begrenzt werden konnte. Entscheidender Faktor sei die Nachfrage der
Autokäufer und nicht die Produktionspause der Autohersteller, die
derzeit auch in Europa und in Nordamerika die Bänder angehalten
haben, schreiben die McKinsey-Autoren. Kurzfristig müssten die
Industriekonzerne vor allem die Liquidität im Auge behalten, sich
langfristig aber auch auf geänderte Marktbedingungen einstellen.

Die Experten der Beratungsfirma Oliver Wyman erwarten, dass der
Autoabsatz weltweit in diesem Jahr zwischen 17 und 29 Prozent
niedriger liegen dürfte als in den ursprünglichen Schätzungen von 76

Millionen Fahrzeugen. China als größter Automarkt der Welt dürfte mit

einem Minus von rund 15 Prozent noch halbwegs glimpflich davonkommen,
während in den USA und Europa die Verkäufe zwischen 18 und 36 Prozent
niedriger liegen könnten. Ähnlich sieht es im Rest der Welt aus. Man
befinde sich noch ein einem frühen Stadium der Krise und Prognosen
seien mit hoher Unsicherheit versehen, hieß es von den Experten.

Auch bei Oliver Wyman gehen die Fachleute nicht davon aus, dass es zu
einer ruckartigen Erholung auf den Automobilmärkten kommt. Nach der
Wirtschafts- und Finanzkrise von 2007 bis 2009 habe es mehrere Jahre
gedauert, bis auf den Märkten wieder annähernd das Niveau von vor der
Krise erreicht wurde. Zunächst gilt es den Experten zufolge unter
anderem, das schwer unter Druck stehende Vertriebsnetz von Händlern
und Großkunden wieder zu stabilisieren.