Mexikos Präsident schüttelt Mutter von «El Chapo» die Hand

Mexiko-Stadt (dpa) - Mexikos Präsident Andrés Manuel López Obrador
hat mit einem Handschlag mit der Mutter des früheren Drogenbosses
Joaquín «El Chapo» Guzmán für Aufsehen gesorgt. Sie sei eine 92 J
ahre
alte Frau und habe - unabhängig von der Identität ihres Sohnes -
Respekt verdient, erklärte López Obrador am Montag vor Journalisten.

Er war am Wochenende im nordwestlichen Bundesstaat Sinaloa - der
Heimat von Guzmán - unterwegs gewesen. Am Rande seines Besuchs eines
Straßenbaus wurde der Präsident am Sonntag dabei gefilmt, wie er auf
ein Auto zuging und der Frau im Beifahrersitz die Hand schüttelte.
«Ich habe deinen Brief bekommen», hört man ihn sagen. Hintergrund ist

das Gesuch der Frau, ihren Sohn im Gefängnis in den USA besuchen zu
dürfen, wie López Obrador erklärte.

Auf die Frage, ob es vernünftig sei, in Zeiten der sozialen Distanz
wegen der Corona-Pandemie einer Seniorin die Hand zu schütteln,
antwortete er: Es nicht zu tun, wäre respektlos gewesen. «Ich bin
kein Roboter, ich habe Gefühle.»

«El Chapo» Guzmán wurde im vergangenen Juli in New York unter anderem

wegen Drogenschmuggels zu lebenslanger Haft verurteilt. Der
62-Jährige war in Mexiko gefasst und Anfang 2017 in die Vereinigten
Staaten ausgeliefert worden. Seine Söhne gelten als neue Bosse seines
Sinaloa-Kartells. Soldaten nahmen einen von ihnen, Ovidio «El Ratón»

(Die Maus) Guzmán, im Oktober fest, ließen ihn aber wegen gewaltsamen
Widerstands des Kartells gleich wieder laufen.

In den vergangenen Wochen hatten Kritiker López Obrador immer wieder
vorgeworfen, die Coronavirus-Pandemie nicht ernst genug zu nehmen.
Der Staats- und Regierungschef reiste weiter durchs Land, schüttelte
Hände, umarmte Anhänger und küsste Kinder. Vor gut einer Woche sagte

er noch, wer es sich leisten könne, solle weiterhin seine Familie zum
Essen ausführen.