) Abi-Tests starten eine Woche später - Vorbereitungsklausuren erlaubt

Trotz geschlossener Schulen und geltender Corona-Vorsichtsregeln
sollen rund 5700 Gymnasiastinnen und Gymnasiasten in Sachsen-Anhalt
ihre Abi-Prüfungen machen. Das Bildungsministerium veröffentlichte
jetzt die Termine - und die Bedingungen dafür.

Magdeburg (dpa/sa) - Sachsen-Anhalt verschiebt die Abitur-Prüfungen
um eine Woche und räumt einen zweiten Klausuren-Zeitraum ein. Die
ersten schriftlichen Prüfungen sollen am 4. Mai starten, wie das
Bildungsministerium am Montag mitteilte. Das ist eine Woche später
als bisher geplant (27. April). Den rund 5700 betroffenen
Jugendlichen wird zudem freigestellt, ob sie im Mai oder erst im Juni
die entscheidenden Abi-Klausuren schreiben. Dann wird es für alle
Abifächer einen zweiten Durchgang geben, hieß es.

Die diesjährigen Abschlussprüfungen für Sekundarschüler und
Gymnasiasten sorgen seit Wochen bundesweit für Diskussionen. Seit gut
zwei Wochen sind alle Schulen und Kitas geschlossen. Die
Bildungsminister der Länder berieten mehrfach, ob die
Abschlussprüfungen trotz der geltenden Einschränkungen zur Eindämmung

des neuartigen Coronavirus wie in jedem Jahr abgenommen werden
sollten oder ob es Verschiebungen, Absagen oder andere Änderungen
gibt. Zuletzt einigten sie sich, an den Prüfungen festzuhalten.

Mehrere Vertreter von Schülern und Lehrern wiesen zuletzt darauf hin,
dass nicht nur die Frage geklärt werden muss, wann die eigentlichen
Abitur-Prüfungen abgenommen werden. Die landesweiten
Schulschließungen fallen mitten in die heiße Phase der
Abi-Vorbereitungen, in der noch viele Noten für das letzte Halbjahr
vergeben werden.

Zudem müssen die Jugendlichen besonders gewichtig gewertete Klausuren
in ihren Prüfungs-Fächern schreiben, das sogenannte Vor-Abi, wie etwa
der Landeschef der Schüler-Union, Michael Benecke, zuletzt sagte.
Diese Klausuren seien eine wichtige Generalprobe für die eigentlichen
Abi-Tests, da sie unter ähnlichen Bedingungen abliefen. Benecke
bereitet sich gerade selbst auf das Abitur vor. An seiner Schule
falle die Frist, bis zu der die letzten Noten vergeben werden
könnten, bisher auf den 5. April - mitten in die Schließungszeit.

Das Bildungsministerium reagierte am Montag mit einem Erlass auf die
Einwände von Lehrkräften und Abiturienten. Demnach sind Prüfungen
trotz geschlossener Schulen und geltender Corona-Beschränkungen
möglich, wenn sie für die Zulassung zum Abitur nötig sind. Das gilt
unter anderem für die Tests zum Vor-Abi.

Dabei gelten besondere Schutzmaßnahmen, um das Ansteckungsrisiko mit
dem Erreger Sars-CoV-2 zu minimieren: Ein Mindestabstand von 1,5
Metern zwischen den Schülern muss laut Erlass gewährleistet sein. Wer
Erkältungssymptome hat, zuletzt aus einem Risikogebiet zurückkehrte
oder direkten Kontakt mit einem Infizierten hatte, darf nicht
mitschreiben. Als Ersatz für die Klausuren könnten den Schülern auch

Hausarbeiten aufgegeben werden, hieß es weiter.

Die Bildungsgewerkschaft GEW kritisierte das Prozedere. Wenn
Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) dazu aufrufe, dass alle
Sachsen-Anhalter zu Hause bleiben sollten, Bildungsminister Marco
Tullner (CDU) aber gleichzeitig Klausuren in den Schulen zulasse, sei
das nicht stimmig, schrieben GEW-Vertreter auf Twitter. «Es entsteht
der Eindruck bei Jugendlichen, dass alles gar nicht so schlimm ist.
Verantwortungsvoll sieht anders aus.»

Der letzte Schultag wird um eine Woche auf den 30. April verschoben.
Theoretisch läuft erst dann die gesetzlich gesetzte Frist ab, den
Schülern ihre endgültigen Noten für das letzte Schulhalbjahr
mitzuteilen, hieß es vom Bildungsministerium. Wie lange tatsächlich
noch Noten vergeben würden, sei jeweils den Gymnasien überlassen.

Zuvor hatte Sachsen-Anhalt bereits entschieden, die Prüfungen zum
Realschulabschluss zu verschieben. Sie sollen jetzt am 11. Mai statt
bereits im April starten. Derzeit ist geplant, dass die Schulen
bundesweit bis 19. April geschlossen bleiben, um die Ausbreitung des
neuartigen Coronavirus zu verlangsamen. Ob diese Anordnung verlängert
wird, ist offen.