Nun sechs Corona-Tote in Hamburg - Schutzschirm und Sorgentelefon Von Christiane Bosch, dpa

Einige schwer kranke Corona-Patienten aus dem Ausland werden in
Hamburger Krankenhäusern behandelt. Es gibt nun sechs Tote in der
Hansestadt. Online sollten die ersten Anträge auf Finanzhilfen
gestellt werden können und Eltern haben ein Corona-Sorgentelefon.

Hamburg (dpa/lno) - Der Anstieg der Corona-Infizierten ist in Hamburg
noch immer eher moderat. Binnen eines Tages sind 136 neue Fälle
hinzugekommen. Damit gibt es derzeit 2214 gemeldete Covid-19-Fälle in
der Stadt. Gleichzeitig hat die Gesundheitsbehörde zwei weitere
Todesfälle im Zusammenhang mit dem neuartigen Coronavirus gemeldet.
Die beiden Männer sind den Angaben zufolge 63 und 66 Jahre alt. Damit
gibt es nun sechs Menschen, die in der Hansestadt im Zusammenhang mit
der Infektionskrankheit gestorben sind. Die Lage auf den
Intensivstationen bleibt dagegen zumindest den Zahlen zufolge noch
übersichtlich. So waren von den derzeitigen Covid-Kranken 154 im
Krankenhaus und 40 von ihnen mussten intensivmedizinisch behandelt
werden. Die Corona-Welle wird von den Experten erst in etwa drei
Wochen erwartet.

Bis dahin hat Hamburg Hilfe für schwer kranke Patienten aus dem
Ausland angeboten. Seit dem Wochenende werden deshalb nun auch zwei
Covid-19-Patientinnen aus Frankreich und zwei Patienten aus Italien
behandelt. Die Frauen sind seit Samstag im Universitätsklinikum
Hamburg-Eppendorf (UKE), die Italiener wurden ins
Bundeswehrkrankenhaus Hamburg gebracht. Auch die Asklepios-Kliniken
haben sich aufnahmebereit gezeigt und wollen beispielsweise am
Standort Hamburg-Harburg bis zu zehn italienische Patienten
aufnehmen.

SCHUTZSCHIRM FÜR DIE WIRTSCHAFT - Die nicht rückzahlbare Soforthilfe
für Selbstständige und kleine bis mittelgroße Unternehmen ist am
Montag in Hamburg nur stolpernd in Gang gekommen. Wegen technischer
Probleme war das Antragsformular bis zum späten Nachmittag auf der
Internetseite der Hamburgischen Investitions- und Förderbank nicht
abrufbar und es konnten keine Anträge auf Liquiditätshilfen
eingereicht werden. «Die IT-Experten und Techniker der Entwickler von
SAP und von der Förderbank IFB haben die letzten Tage wirklich Tag
und Nacht gearbeitet», hieß es dazu aus der Finanz- und der
Wirtschaftsbehörde. Vorbereitungen und Tests hätten dennoch «leider
mehr Zeit in Anspruch genommen als geplant».

Der Hamburger Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos)
appellierte an Unternehmen mit ausreichend Rücklagen, mit ihrem
Antrag noch zu warten, damit zunächst alle dringenden Fälle
abgearbeitet werden können. Westhagemann ging von etwa 100 000
Anträgen in der ersten Woche aus. Höchstbeträge sind bis 11 500 Euro

für Solo-Selbstständige und bis zu 30 000 Euro für Unternehmen von 50

bis 250 Mitarbeiter.

SCHUTZANZÜGE UND ARZTRUF - Der Mangel an Schutzkleidung in Hamburg
ist zunächst behoben. «Die Schutzausrüstung reicht auf mittlere Sicht

aus», sagte Walter Plassmann, Vorsitzender der Kassenärztlichen
Vereinigung Hamburg (KVH), am Montag in der Hansestadt. Nach Angaben
der Gesundheitsbehörde haben die Aufrufe nach Schutzkleidung,
pensionierten Ärzten und medizinischem Fachpersonal Früchte getragen.
Auch der Arztruf 116 117 ist nach einem massiven Kapazitätsausbau und
bei rückläufigen Anruferzahlen wieder problemlos erreichbar.

SORGENTELEFON FÜR ELTERN - Die Schulbehörde hat ein
Corona-Sorgen-Telefon für Eltern eingerichtet. Über die Hotline
wollen die Beratungsabteilungen der 13 Hamburger Regionalen Bildungs-
und Beratungszentren Eltern bei Schul- und Erziehungsproblemen
unterstützen. Das Angebot kann etwa in Anspruch genommen werden, wenn
aufgrund der Krise Konflikte in der Familie auftreten, wenn Kinder
Probleme mit dem Lernen haben oder Angehörige krank werden, hieß es
in einer Mitteilung der Schulbehörde. Seit zwei Wochen sind in
Hamburg die Schulen geschlossen. Viele Eltern seien in belastenden
oder sogar existenzbedrohenden Situationen, hieß es. Das
Corona-Sorgen-Telefon ist unter +49 40 428 12-8209, -8219 oder -8050
unter der Woche, von 9.00 bis 16.00 Uhr, kostenlos und auf Wunsch
auch anonym erreichbar.

GELD FÜR KAMPF GEGEN CORONA - Der Hamburger Konsumgüterkonzern
Beiersdorf gibt ebenfalls Geld - allerdings für den weltweiten Kampf
gegen das Virus. Dafür will das Unternehmen 50 Millionen Euro
beisteuern. Mit den Geldern soll das Krisenmanagement in den
Epizentren sowie in Regionen mit schwachen öffentlichen
Gesundheitssystemen und Infrastrukturen unterstützt werden. Zu den
Sofortmaßnahmen des Nivea-Herstellers gehöre auch die Spende von
einer Million Liter Desinfektionsmittel. Dazu habe Beiersdorf seine
Produktionswerke auf fünf Kontinenten zur Herstellung von
Desinfektionsmitteln aktiviert. Gespendet werden sollen auch fünf
Millionen Haut- und Handpflegeprodukte an medizinisches Personal.

HILFE FÜR OBDACHLOSE - Obdachlosen Frauen in Hamburg steht ab sofort
eine neue Notunterkunft zur Verfügung - angepasst an Corona-Zeiten.
Die 50 Übernachtungsplätze in der Horner Landstraße 85 werden vom
DRK-Kreisverband Hamburg Altona und Mitte e.V. betreut, wie die
Hamburger Sozialbehörde am Montag mitteilte. Durch eine angepasste,
lockere Belegung werde die Einhaltung der gebotenen Abstände in
Zeiten der Krise ermöglicht. Außerdem sollen Obdachlosen ab Mittwoch
weitere Duschgelegenheiten in einem Schwimmbad zur Verfügung stehen.

UNI-BIBLIOTHEK FÜR ALLE - Von der Universitätsbibliothek Hamburg
(Stabi) gibt es stattdessen Wissen geschenkt: Wissbegierige dürfen
derzeit auch ohne Bibliotheksausweis online Medien nutzen. Mit dem
sogenannten «Virtual Walk-In»-Service können alle die im
«KatalogPlus» angebotenen elektronischen Medien bestellen, teilte die
Hamburger Wissenschaftsbehörde am Montag mit. In der jetzigen
Situation sei die Aufgabe der Bibliotheken, verlässliche
wissenschaftliche Informationen bereitzustellen, von besonderer
Bedeutung, sagte der Direktor der Stabi, Robert Zepf. Insgesamt
stehen in der Bibliothek rund 1,1 Millionen E-Books und mehr als 73
000 digitale Zeitschriften und Zeitungen zur Verfügung.