Drosten: Corona in Pflegeheimen «Beginn einer neuen Entwicklung»

Berlin (dpa) - Coronavirus-Fälle in deutschen Pflegeheimen markieren
aus Sicht des Virologen Christian Drosten eine neue Phase in der
Epidemie, die auch mit mehr gemeldeten Todesfällen einhergeht. «Wir
sehen jetzt in diesen Tagen die Eintragungen zum Beispiel in
Seniorenpflegeheime und haben hier dann den Beginn einer neuen
Entwicklung», sagte Drosten am Montag im NDR-Podcast. Bisher habe
Deutschland auch ein bisschen Glück gehabt: Infiziert hätten sich
zunächst vor allem jüngere, sportliche Leute wie Skifahrer, die
das Virus aus dem Urlaub eingeschleppt und es in ihren ungefähr
gleichaltrigen Netzwerken verbreitet hätten. Diese Menschen erlebten
zum größten Teil milde Krankheitsverläufe.

Wegen mehrerer Effekte gleichzeitig werde man jetzt zwangsläufig ein
Ansteigen der berichteten Fallsterblichkeit sehen, sagte Drosten. Man
sehe das jetzt schon an der Statistik: Sie liege nicht mehr bei 0,2
bis 0,4, sondern im Bereich 0,8 Prozent. Das liege daran, dass andere
Altersgruppen als bisher von Sars-CoV-2 betroffen seien. Hinzu komme,
dass man bei der Diagnostik nicht mehr einer exponentiellen
Entwicklung hinterherkommen könne: «Ich glaube nicht, dass wir unsere
jetzige Testkapazität realistischerweise noch deutlich steigern
können», sagte Drosten mit Blick auf PCR-Tests. Davon könnten derze
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mehr als eine halbe Million pro Woche in Deutschland gemacht werden.
Er sei aber unsicher, wie lange die Industrie dem großen Bedarf an
Laborreagenzien noch nachkommen könne, so der Charité-Virologe.