Aufnahmestopp für Pflegeheime in Niedersachsen - 17 Tote in Heim

In einem Altenheim in Wolfsburg sterben 17 Menschen, auch in weiteren
Heimen gibt es Infektionen - das Land Niedersachsen zieht jetzt die
Notbremse.

Hannover (dpa/lni) - Nach dem Tod mehrerer mit dem Coronavirus
infizierter Pflegebedürftiger in Wolfsburg hat das Land Niedersachsen
einen Aufnahmestopp für Pflegeheime angeordnet. Ausnahmen gebe es
nur, wenn eine 14-tägige Quarantäne für neue Bewohner gewährleist
et
sei, sagte Gesundheitsministerin Carola Reimann (SPD) am Montag in
Hannover. In Wolfsburg sind 17 Menschen nach einer Infektion mit dem
Coronavirus gestorben, wie die Stadt am Montag mitteilte. Auch ein
Altenheim in Wildeshausen im Landkreis Oldenburg kämpft mit
Infektionen.

Die SPD-Politikerin appellierte an Angehörige, auf Besuche älterer
Angehöriger zu verzichten. «Bitte besuchen Sie Ihre Lieben nicht.
Damit schützen Sie nicht nur Ihre eigene Mutter oder Ihren eigenen
Vater, sondern alle.» Es gebe viele Hinweise, dass die Besuchsverbote
für Alters- und Pflegeheime nicht beachtet worden seien.

Bei den meisten Opfern des Hanns-Lilje-Heims in Wolfsburg seien vor
dem Tod keine Covid-19-Symptome aufgetreten. Reimann sprach von 15
Toten in Wolfsburg. Es sei jedoch damit zu rechnen, dass die Zahl
noch steige. Im Hanns-Lilje-Heim lebten 165 Menschen.

In Wildeshausen hätten Tests bestätigt, dass 23 Bewohnerinnen und
Bewohner sowie 17 Mitarbeiter eines Altenheims mit dem Erreger
Sars-CoV-2 infiziert seien, teilte der Landkreis Oldenburg mit. Das
Gesundheitsamt habe alle 51 Bewohner und 44 Mitarbeiter getestet,
nachdem ein 89-Jähriger mit schweren Vorerkrankungen und
Coronavirus-Infektion gestorben sei. Bei allen Erkrankten in der
Seniorenresidenz seien bislang milde Verläufe festgestellt worden.

Das Ausmaß der Erkrankungen deute darauf hin, dass das Virus nicht
erst vor kurzem in das Heim eingeschleppt worden sei. Die infizierten
Bewohner bleiben den Angaben zufolge für zwei Wochen in ihren Zimmern
und werden von ebenfalls positiv getesteten Mitarbeitern versorgt -
strikt getrennt von negativ getesteten Bewohnern, die in
Einzelzimmern untergebracht seien und von negativ getesteten
Mitarbeitern versorgt würden. Das Gesundheitsamt ermittle die
Kontaktpersonen der Infizierten.

Der Geschäftsführer der betroffenen Seniorenresidenz Atrium am Wall
in Wildeshausen, Thomas Münch, lobte bei Facebook am
Sonntagnachmittag die «Höchstleistungen» seiner Mitarbeiter: «Wir
werden alles versuchen, unsere Bewohner weiter gut zu versorgen und
sicher durch diese Krise zu bringen», heißt es dort in einer
Mitteilung zur Situation.

Der Landrat des Landkreises Oldenburg, Carsten Haring, sagte: «Es ist
eine fürchterliche Entwicklung.» Dies zeige «auf brutale Weise», wi
e
wichtig die Beschränkungen wie Betretungsverbot oder auch
Kontaktverbote seien.