Brandenburg im Krisenmodus - Seit einer Woche gilt Ausgehbeschränkung Von Oliver von Riegen, dpa

Potsdam (dpa/bb) - In Brandenburg ist vieles nicht mehr wie vorher.
Vor die Tür gehen ist seit einer Woche zwar noch erlaubt, aber nur
mit großen Einschränkungen. Seitdem ist die Zahl der Menschen, die in
Brandenburg mit dem Coronavirus infiziert sind, weiter gestiegen. Die
Ausgehbeschränkungen sollen daher verlängert werden. Wie ist die Lage
im Land und wie geht es weiter?

Wie gehen die Menschen mit den Ausgehbeschränkungen um?

Nicht alle halten sich ans Kontaktverbot. Seit einer Woche darf man
draußen nur allein, mit Angehörigen aus dem eigenen Haushalt oder
einer Person außerhalb des Haushalts unterwegs sein. Jeder muss
mindestens 1,5 Meter Abstand halten. Von Freitag bis Sonntag gab es
laut Polizei 665 Einsätze zur Kontrolle, 147 Anzeigen wegen
Ordnungswidrigkeiten seien aufgenommen und 562 Platzverweise erteilt
worden. In Frankfurt (Oder) gab es am Freitag nach Polizeiangaben
eine «Corona-Party» in einem Park mit vier Leuten, einer habe
Polizisten angespuckt.

Wie hat sich die Zahl der Corona-Infizierten entwickelt?

Die Zahl der Menschen, die mit dem Sars-CoV-2-Virus infiziert sind,
ist weiter gestiegen. Inzwischen sind beim Gesundheitsministerium 846
Infizierte offiziell erfasst, vier Todesfälle sind bisher bestätigt.
Wegen eines Datenabgleichs stieg die Zahl der Infizierten von Sonntag
auf Montag stärker als in den vergangenen Tagen.

Welche Probleme gibt es in der Krise?

Nach Einschätzung der Landesärztekammer und der Liga der Freien
Wohlfahrtspflege fehlt es in Arztpraxen und sozialen Einrichtungen an
Schutzkleidung. Die Ärztekammer warnt davor, dass Praxen die
Versorgung im Fall von Infizierten wegen der Quarantäne nicht
aufrechterhalten könnten. Die Liga der Freien Wohlfahrtspflege sieht
die soziale Landschaft in Gefahr. Viele kleine Unternehmen wenden
sich außerdem an das Land, um wegen der Krise Hilfe zu beantragen.

Wann werden die Vorgaben gelockert oder sind ganz vorbei?

Regierungschef Dietmar Woidke (SPD) will die Einschränkungen zum
Schutz vor dem Coronavirus verlängern. Das Kontaktverbot gilt bisher
bis zum 5. April. Das Kabinett entscheidet an diesem Dienstag über
eine Verlängerung von zwei Wochen bis zum 19. April. Die
Ladenschließungen mit Ausnahmen gelten ohnehin zunächst bis zum 19.
April. Kanzlerin Angela Merkel und Kanzleramtschef Helge Braun (beide
CDU) hatten deutlich gemacht, dass schnelle Lockerungen der
Kontaktbeschränkungen nicht im Raum stehen.

Was tut das Land, um in der Krise den Betroffenen zu helfen?

Brandenburg will per Kredit einen riesigen Rettungsschirm von bis zu
zwei Milliarden Euro bereitstellen. Der Landtag entscheidet darüber
am Mittwoch. Der Haushaltsausschuss des Landtags hat am Montag die
Weichen dafür gestellt - einstimmig. Die Hilfen werden den
Landeshaushalt nach bisherigen Plänen über mehrere Jahrzehnte
belasten.

Für wen genau sind die Hilfen bestimmt?

Ein Großteil des Schutzschirms ist für Soforthilfen an kleine
Unternehmen unter 100 Mitarbeiter und an Freiberufler vorgesehen.
Dazu kommt die Unterstützung von Eltern, die ihre Kinder wegen
geschlossener Kitas und Horte nicht in die Betreuung geben können.
Brandenburg übernimmt die Hälfte der geplanten Erstattung von
Verdienstausfällen, der Bund die andere Hälfte. Dazu will Brandenburg
die Beiträge für Krippe, Kita und Hort zahlen. Beides ist zunächst
auf eineinhalb Monate angelegt. Krankenhäuser sollen Hilfen bekommen,
zum Beispiel weil sie lukrative Operationen verschieben müssen, um
Plätze für Corona-Patienten freizuhalten.

Wohin kann ich mich wenden, wenn ich Fragen habe?

Wer sich erkundigen will, kann das Bürgertelefon des Landes unter
0331 866 5050 montags bis freitags von 9 bis 19 Uhr anrufen. Per Mail
werden Fragen unter buergeranfragen-corona@brandenburg.de
beantwortet. Im Internet stehen auf der Seite corona.brandenburg.de
außerdem aktuelle Meldungen, Ansprechpartner und Verhaltenstipps.