Wirtschaft in Berlin und Brandenburg fürchtet langen Stillstand

Nirgendwo in Deutschland sind die Arbeitnehmerentgelte 2019 so stark
gestiegen wie in Berlin und Brandenburg. Grund war das kräftige
Wirtschaftswachstum. Einige Monate später sieht die Welt anders aus.

Berlin (dpa/bb) - Aus Sicht vieler Unternehmen könnten die
Einschränkungen wegen der Corona-Kise weitreichende Folgen haben.
«Die Unternehmen tun alles, um die Krise zu bewältigen und die
Beschäftigung zu sichern», sagte Christian Amsinck, der
Hauptgeschäftsführer der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg, am

Montag. Er fügte jedoch hinzu: «Je länger der Stillstand dauert,
desto schwieriger wird das.»

Das vergangene Jahr war für die Wirtschaft in der Region noch einmal
glänzend verlaufen. In Berlin wuchs das Bruttoinlandsprodukt mit real
drei Prozent zum dritten Mal in Folge stärker als in allen anderen
Bundesländern, wie das Amt für Statistik beider Länder am Montag
mitteilte. Brandenburg lag mit einem Plus von 0,8 Prozent ebenfalls
über dem bundesweiten Durchschnitt von 0,6 Prozent.

Davon profitierten die Beschäftigten: In keinem anderen Bundesland
stiegen die Einkommen so stark wie in Berlin und Brandenburg, wie
neue Zahlen zu den Arbeitnehmerentgelten nahelegen. Sie umfassen
neben den Bruttolöhnen und -gehältern der Arbeitnehmer in dem Jahr
auch die Sozialbeiträge der Arbeitgeber. In Berlin erhöhten sie sich
um 4,6 Prozent auf 47 017 Euro, in Brandenburg um 4,2 Prozent auf
38 436 Euro.

Für die Unternehmen sind solche Zahlen nun nur noch «der Blick in den
Rückspiegel», wie Amsinck sagte. Jetzt müsse alle Kraft darauf
gerichtet werden, die Folgen des Corona-Shutdowns - so gut es geht -
in Grenzen zu halten. «Im Bereich Bau sollten die Ämter prüfen, die
Sanierung von Straßen oder Schulen vorzuziehen. Auch Anträge und
Genehmigungen müssen trotz Krise so rasch wie möglich bearbeitet
werden.»

Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) appellierte an
die Unternehmen, «positiv nach vorne zu blicken und nicht den Kopf in
den Sand zu stecken». Zwar müsse man davon ausgehen, «dass die
Auswirkungen der Pandemie auf die Bilanz 2020 erheblich sein werden.»
Doch die märkischen Unternehmen seien vor der Krise gut aufgestellt
gewesen. «Das lässt mich optimistisch sein, dass unsere Unternehmen
die jetzige Krise meistern werden.» Ähnlich äußerte sich Berlins
Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne).