Tourismus in Schockstarre - Jugendweihe und Konfirmation verschoben

Die beiden zurückliegenden Jahre haben Touristen und
Tourismuswirtschaft in MV verwöhnt. Doch die Corona-Krise stürzt die
Branche in eine tiefe Krise und Existenzangst. Ministerpräsidentin
Schwesig fordert die strikte Einhaltung der Kontaktbeschränkungen.

Schwerin/Rostock (dpa/mv) - Die Corona-Pandemie wird für die
Tourismusbranche in Mecklenburg-Vorpommern dramatische Folgen haben.
Denn nun fällt wegen des bis 19. April geltenden Reiseverbots das
Ostergeschäft aus, üblicherweise der erste Saisonhöhepunkt. Laut
Statistik verzeichneten Hotels, Pensionen, Ferienhausvermieter und
Campingplätze im Land im April 2019 - auch wegen der Osterfeiertage -
rund 2,6 Millionen Übernachtungen. Das waren gut sieben Prozent der
zum Jahresende registrierten 34 Millionen Übernachtungen.

In einer verbandsinternen Befragung zu Beginn des Jahres rechneten 62
Prozent der Anbieter noch mit ähnlich guten Geschäften wie 2019,
zwölf Prozent sogar mit Steigerungen. Die jüngste Verbandsumfrage
aber zeigt nicht nur Ernüchterung, sondern blanke
Existenzangst: Demnach rechnen 95 Prozent der rund 900 befragten
Unternehmer mit starken Umsatzeinbußen, 40 Prozent mit einem
Komplettausfall des Umsatzes.

Schon jetzt zeichneten sich über das Jahr Umsatzverluste von 10 bis
20 Prozent ab, sagte Verbandsgeschäftsführer Tobias Woitendorf.
Niemand wisse zudem, wie lange die Krise anhalte und wann der
Tourismus wieder in Gang komme. «Das wichtigste ist, dass wir die
Betriebe und damit die Arbeitsplätze möglichst alle erhalten.»

Die Zahl der Corona-Infektionen lag am Sonntagabend bei 356, das
waren 8 mehr als am Tag zuvor. Laut Landesamt für Gesundheit und
Soziales mussten oder müssen 32 Menschen im Krankenhaus behandelt
werden, 6 davon auf einer Intensivstation. Am Samstag war ein
57-jähriger Mann aus dem Landkreis Ludwigslust-Parchim gestorben, er
war der erste Todesfall im Nordosten im Zusammenhang mit dem
Coronavirus.

Der Pandemie zum Opfer fallen auch die Jugendweihen im Frühjahr. Der
Jugendweiheverein MV sagte zunächst alle Feiern im April ab. Sie
sollen nach den Sommerferien nachgeholt werden. «Feierstunden, die
für den Monat Mai geplant sind, behalten wir uns vor durchzuführen,
soweit die Lage es möglich macht», heißt es auf der Internetseite des

mit Abstand größten Anbieters von Jugendweihen im Nordosten.

Auch die Kirchen haben ihre Feiern für Kinder und Jugendliche wegen
der Corona-Krise vorerst abgesagt. Die Konfirmationen, für die in
Mecklenburg-Vorpommern nach Angaben eines Kirchensprechers rund 1200
Jugendliche angemeldet sind, würden auf unbestimmte Zeit verschoben.
Die Konfirmationen finden immer um Pfingsten statt - Pfingstsonntag
ist dieses Jahr am 31. Mai. Die katholische Kirche teilte mit, dass
Erstkommunionen und Firmungen verschoben werden, bis die Aussetzung
der Feier von Gottesdiensten wieder aufgehoben sei.

Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) untermauerte am Montag
ihre Forderung nach Einhaltung der verhängten Schutzmaßnahmen im
Kampf gegen die Corona-Pandemie. «Schaut euch diese krassen Fotos an!
Insbesondere diejenigen, die sich fragen, ob unsere Maßnahmen
übertrieben sind», schrieb Schwesig am Montag bei Twitter und verwies
auf einen Bericht des Nachrichtenmagazins «Der Spiegel» über die
Situation im norditalienischen Bergamo.

Schwesig räumte ein, dass den Menschen viel abverlangt werde: «Ich
weiß: Es kostet Kraft, den Alltag unter all den Einschränkungen
hinzukriegen.» Sie rief dazu auf, persönliche Kontakte weiter zu
vermeiden und Abstand zu halten. Dazu gehöre auch, auf Urlaubsreisen
und Familienbesuche zu Ostern zu verzichten.