Ärzte ohne Grenzen: Keine Patente bei Corona-Medikamenten

Berlin (dpa) - Pharmaunternehmen sollten aus Sicht der Organisation
Ärzte ohne Grenzen auf Patente für Medikamente, Impfstoffe und Tests
gegen das neuartige Coronavirus verzichten. «Es wäre Wahnsinn, wenn
in einer solchen Situation Monopole die Verfügbarkeit dieser
wichtigen Medikamente aus Profitgründen einschränkten», sagte Marco
Alves von Ärzte ohne Grenzen in Deutschland am Montag. Wenn die
Unternehmen dazu nicht bereit sein, müsse die deutsche Regierung alle
Möglichkeiten ergreifen, damit der weltweite Bedarf an den
Medikamenten gegen Covid-19 gedeckt werden könne, so Alves weiter. 

Die Vereinten Nationen signalisierten Zustimmung für die Forderung.
Es sei sehr wichtig, «dass Impfstoffe und Präventionsmaßnahmen mit
einer möglichst großen Anzahl von Menschen geteilt werden können»,

sagte UN-Sprecher Stepháne Dujarric am Montag in New York. Niemand
werde sicher sein, bis die Pandemie nicht überall auf der Welt
erfolgreich bekämpft werden könnte.

Die Forderung der Hilfsorganisation richtet sich unter anderem an den
US-Pharmakonzern Gilead Sciences. Sein Wirkstoff Remdesivir gilt
derzeit als einer der aussichtsreichsten Kandidaten für ein
Medikament gegen das Virus. Ärzte ohne Grenzen zufolge hat das
Unternehmen ein Patent für Remdesivir in mehr als 70 Ländern
beantragt. Mit den Patenten könnte es laut Ärzte ohne Grenzen in den
kommenden Jahren für den Wirkstoff verlangen, «was immer es will».

Der Hilfsorganisation zufolge hat Gilead Sciences nach massiven
öffentlichen Protesten bereits auf von der US-Arzneimittelbehörde FDA
gewährte Sonderrechte verzichtet, die dem Unternehmen ein erweitertes
Monopol auf Remdesivir verschafft hätten.