Patientenschützer: Besonders in Heimen engmaschig testen

Wolfsburg/Dortmund (dpa/lni) - Nach 15 Coronavirus-Todesfällen in
einem Wolfsburger Alten- und Pflegeheim haben Patientenschützer
engmaschige Tests in Heimen gefordert. Bei der Aufnahme eines
Bewohners in einem Heim müsse dieser grundsätzlich getestet und
isoliert werden, sagte der Vorstand der Deutschen Stiftung
Patientenschutz, Eugen Brysch, der Deutschen Presse-Agentur am
Montag. Andernfalls könne das Virus eingeschleppt werden. Auch bei
grippalen Infekten von Pflegepersonal oder Bewohnern müsse getestet
werden. Bundesweit lebten rund 800 000 Menschen in Alten- und
Pflegeheimen, mehr als 70 Prozent davon seien demenzkrank.

In dem Wolfsburger Heim, in dem überwiegend Demenzkranke leben,
sollen Infizierte nach dem Tod von 15 Menschen strikt von negativ
getesteten Bewohnern getrennt werden. Von den etwa 165 Bewohnern des
Hanns-Lilje-Heims waren am Samstag laut Gesundheitsamt 72 infiziert.

Sei das Coronavirus erst in einer Pflegeeinrichtung, müsse die
jeweilige Kommune diese sofort überwachen, forderte Brysch. Dann habe
man nicht länger «100 Hausärzte, die sich um 100 Bewohner kümmern
»,
sondern das Gesundheitsamt übernehme. Ohne Schutzkleidung, Atemmaske,
Desinfektionsmittel und Handschuhe «braucht man im Pflegeheim nicht
anzufangen». Bislang seien bundesweit mindestens 50 Menschen in
Alten- und Pflegeheimen gestorben. Die Gefahr neuer Fälle sei groß.

Eine Strafanzeige gegen Verantwortliche der Diakonie Wolfsburg wegen
fahrlässiger Tötung halte er nicht für sinnvoll, sagte Brysch. «Wer

diese Krise zu verantworten hat, der sitzt in Berlin.» Die
Staatsanwaltschaft Braunschweig hatte zuvor am Montag den Eingang
einer Anzeige eines Wolfsburger Anwalts bestätigt.