Picknick, Gartenparty, Shisha-Rauchen - Hunderte Menschen angezeigt

Die Einschränkungen sind scharf, die Bußgelder deftig. Dennoch hat
die Polizei nach wie vor alle Hände voll zu tun. Sie verstärkt die
Streifen, schreitet ein, löst auf - und zeigt hundertfach an.

Heilbronn (dpa/lsw) - Vielleicht war das Frühlingswetter schuld,
vielleicht auch der Drang nach Geselligkeit: Trotz scharfer
Einschränkungen und öffentlicher Ermahnungen hat die Polizei am
Wochenende mehrere sogenannte Corona-Partys, Gartenfeiern und sogar
ein Treffen in einer Shisha-Bar aufgelöst und Hunderte von Menschen
angezeigt. Die Mannheimer Polizei registrierte allein am Samstag 264
Verstöße gegen das Infektionsschutzgesetz, gegen rund 250 Menschen
wurden Bußgeldverfahren und Strafverfahren eingeleitet.

Innenminister Thomas Strobl rief dazu auf, festgestellte Verstöße
gegen die Regeln der Polizei zu melden. «Ich finde es in Ordnung,
wenn die Menschen wachsam sind», sagte der CDU-Politiker am Montag
der «Bild». Es gehe darum, die Ausbreitung der Seuche zu verlangsamen
und Menschenleben zu retten. «Wenn es Uneinsichtige gibt, die
vorsätzlich oder fahrlässig dagegen verstoßen, müssen unsere
Sicherheitsbehörden das wissen, damit sie das unterbinden können.»

Besonders erstaunt dürften die Polizisten gewesen sein, die am
Samstagnachmittag bei einem Picknick auf der Autobahn 6 einschreiten
mussten: «Auf dem Grünstreifen der Tank- und Rastanlage
Hockenheim-West hatten sich rund 25 durchreisende Personen
niedergelassen und ein opulentes Picknick veranstaltet», teilte die
Polizei mit. Auch drei Gartenpartys in Heidelberg, Hemsbach und
Rauenberg (beides Rhein-Neckar-Kreis) sowie einer Leimener
Garagenparty bereiteten Beamte ein Ende.

In Neckarstadt mussten sie zudem eine Gaststätte schließen: Gäste
waren über einen Nebeneingang und das Treppenhaus ins Haus gelassen
worden, sie hatten hinter heruntergelassenen Rollos gefeiert.

Das seien Ausnahmen gewesen und keinesfalls die Regel, hieß es nicht
nur in Mannheim bei der Polizei. Teilweise allerdings seien den
Menschen die Vorschriften schlicht völlig egal, sagte ein
Polizeisprecher in der Quadratestadt am Montag.

Auch die Feier in einer Stuttgarter Shisha-Bar wird Konsequenzen
haben für rund zwei Dutzend Menschen: «Die dort angetroffenen
Personen erwartet ein Verfahren nach dem neuen Bußgeldkatalog des
Landes», sagte ein Stadtsprecher. Der Strafrahmen liegt dabei
zwischen 250 und 1000 Euro. Das Ordnungsamt will zudem die Konzession
des Betreibers prüfen.

Die Polizei hatte nach eigenen Angaben die Tür von der Feuerwehr
aufbrechen lassen müssen, weil in der Shisha-Bar niemand auf die
Aufforderungen zu öffnen reagiert hatte. Die meisten Feiernden hatten
sich in einem Lagerkeller verbarrikadiert, als die Polizei sie
kontrollierte.

Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) hatte das Verhalten
als ignorant und unvernünftig kritisiert. «Wer sich jetzt noch in
Gruppen versammelt und Partys feiert, handelt gegen die Gesellschaft
und nimmt in Kauf, dass Menschen schwer krank werden oder sogar
sterben», hatte er der angezeigten Gruppe vorgeworfen.

Auf der Schwäbischen Alb fielen der Polizei Wandergruppen auf, in
Rottenburg (Kreis Tübingen) attackierte eine Gruppe von Jugendlichen
die Beamten, und in Hechingen (Zollernalbkreis) wurde die Schutzhütte
eines Grillplatzes bei einer Party zerstört. Im Bereich des
Polizeipräsidiums Heilbronn - also neben dem Stadt- und Landkreis
Heilbronn auch in den Kreisen Hohenlohe, Main-Tauber sowie
Neckar-Odenwald - wurden laut Polizei mehr als 100 Menschen
angezeigt.

Unter anderem musste die Polizei an einem Badesee im Kreis Heilbronn
per Lautsprecher auf die Regeln zur Eindämmung des Coronavirus
verweisen. Die meisten seien den Aufforderungen nachgekommen und
damit einer Strafe entgangen, erklärte ein Polizeisprecher. In
einigen Fällen hätten die Beamten dieselben Gruppen jedoch später
erneut erwischt.

Lautsprecherdurchsagen waren auch auf einem Karlsruher Wochenmarkt
nötig, außerdem mussten am Wochenende im Stadt- und Landkreis
Karlsruhe mehrere Gaststätten geschlossen werden. Es habe sich
gezeigt, dass es stark vom Wetter abhänge, wie sehr die
Corona-Verordnung eingehalten werde, sagte ein Sprecher am Montag.
Insgesamt seien am Wochenende mehr als 150 Verstöße durch das
Polizeipräsidium registriert worden.

In Baden-Württemberg sind Menschenansammlungen auf öffentlichen
Plätzen mit mehr als zwei Personen, die nicht zur Familie gehören,
verboten. Am Sonntag hatte das Land dazu einen Bußgeldkatalog
veröffentlicht.