«Wirtschaftsweise»: Schwere Rezession durch Corona-Krise unvermeidbar

Berlin/Wiesbaden (dpa) - Die «Wirtschaftsweisen» halten eine schwere
Rezession in Deutschland durch die massiven Folgen der
Coronavirus-Krise für unvermeidbar. Die deutsche Wirtschaft werde
2020 deutlich schrumpfen, heißt es in einem am Montag vorgelegten
Sondergutachten des Sachverständigenrates zur Begutachtung der
gesamtwirtschaftlichen Entwicklung.

Wie schlimm es genau kommt, sei derzeit wegen großer Unsicherheiten
unklar. «Entscheidend für die wirtschaftliche Entwicklung dürfte
sein, ob es gelingt, die Ausbreitung des Corona-Virus effektiv zu
bekämpfen, sodass die verschiedenen Einschränkungen sozialer und
wirtschaftlicher Aktivitäten schnell aufgehoben werden können»,
schreiben die Ökonomen in ihrem Gutachten.

Der Sachverständigenrat als Beratergremium der Bundesregierung legt
drei denkbare Szenarien zugrunde. «In allen drei Szenarien beendet
die Ausbreitung des Corona-Virus die sich abzeichnende konjunkturelle
Erholung abrupt, sodass eine Rezession im ersten Halbjahr 2020 in
Deutschland nicht zu vermeiden sein wird.»

Als derzeit wahrscheinlichste Entwicklung sehen die Ökonomen eine
Normalisierung der wirtschaftlichen Lage über den Sommer, so dass das
Bruttoinlandsprodukt (BIP) unter dem Strich in diesem Jahr um 2,8
Prozent schrumpft. Zum Vergleich: 2009 war die größte europäische
Volkswirtschaft infolge der globalen Finanzkrise um 5,7 Prozent
eingebrochen.

In den beiden ungünstigeren Szenarien wäre aus Sicht der
Wirtschaftsweisen ein tieferer Einbruch 2020 denkbar, dem unter
Umständen eine nur sehr schleppende Erholung 2021 folgt. Dieses
Szenario in Form eines «langen U» könnte eintreten, wenn die
gesundheitspolitischen Maßnahmen über den Sommer hinaus andauern und
die wirtschaftliche Erholung sich erst im Jahr 2021 einstellt. «Die
getroffenen Politikmaßnahmen reichen dann womöglich nicht aus,
tiefgreifende Beeinträchtigungen der Wirtschaftsstruktur zu
verhindern.» Das BIP würde in einem solchen Szenario um 4,5 Prozent
schrumpfen. Im Jahr 2021 würde die Wirtschaftsleistung den
Berechnungen zufolge mit 1,0 Prozent nur sehr langsam wachsen.