Tourismus in Schockstarre - Staatshilfen sollen Überleben ermöglichen

Die beiden zurückliegenden Jahre haben Touristen und
Tourismuswirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern verwöhnt. Die Sommer
waren heiß und die Betten gut belegt. Doch die Corona-Krise stürzt
die Branche nun in eine tiefe Krise.

Schwerin/Rostock (dpa/mv) - Die mindestens fünfwöchige Zwangspause
für den Tourismus trifft die Branche in Mecklenburg-Vorpommern ins
Mark. Der Corona-Krise fällt auch das Ostergeschäft zum Opfer,
üblicherweise der erste Saisonhöhepunkt. Laut Statistik verzeichneten
Hotels, Pensionen, gewerbliche Ferienhausvermieter und Campingplätze
im Land im April vorigen Jahres - auch wegen der Oster-Feiertage -
rund 2,6 Millionen Übernachtungen. Das waren gut sieben Prozent der
zum Jahresende registrierten 34 Millionen Übernachtungen.

Mitte März war wegen der Corona-Epidemie das Reiseverbot verhängt
worden. Noch über Ostern bis zum 19. April soll es andauern.
Zunächst.

Beseelt von den vorhergehenden beiden Rekordsommern war die Branche
erwartungsvoll in das neue Jahr gestartet. Einer verbandsinternen
Befragung zufolge rechneten 62 Prozent der Anbieter mit ähnlich guten
Geschäften wie 2019, 12 Prozent sogar mit Steigerungen. Die jüngste
Umfrage des Tourismusverbandes aber zeigt nicht nur Ernüchterung
sondern blanke Existenzangst: Demnach rechnen 95 Prozent der rund 900
befragten Unternehmer mit starken Umsatzeinbußen, 40 Prozent sogar
mit einem Komplettausfall des Umsatzes.

Die Dramatik der Situation zeigte sich zuletzt auch an den extra
geschalteten Krisentelefonen der Industrie- und Handelskammern im
Land. Wie eine dpa-Umfrage ergab, kam ein Großteil der Anrufe aus
Gastronomie und Hotellerie. Auch nach den Worten von
Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) leidet neben dem Handel
besonders der Tourismus unter den zur Virus-Abwehr verhängten
Kontaktbeschränkungen und Schließungen.

«Unser aller Gesundheit steht momentan im Vordergrund. Entscheidend
ist es, heute schon an morgen zu denken. Jeder Gast ist uns wichtig»,
erklärte Glawe. Deshalb würden Touristen regelmäßig mit Information
en
und Neuigkeiten aus der Region versorgt. Mecklenburg-Vorpommern habe
sich als Tourismusland über die Jahre einen guten Ruf erworben, dem
es auch künftig wieder gerecht werden wolle. «Entscheidend ist, dass
die Branche in dieser herausfordernden Situation an einem Strang
zieht. Selbstverständlichkeiten gibt es nicht. Wir müssen weiter
intensiv um Gäste werben», betonte der Minister.

Laut Statistik trägt der Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern mit
einem Bruttoumsatz von zuletzt über acht Milliarden Euro im Jahr rund
zehn Prozent zum Primäreinkommen im Land bei und damit doppelt so
viel wie im Bundesdurchschnitt. Landesweit erzielten rund 150 000
Menschen direkt und indirekt ihren Lebensunterhalt durch den
Tourismus. Für viele hat nun eine Zitterpartie begonnen.

Nach den Worten von Tobias Woitendorf, Geschäftsführer des
Landestourismusverbandes, lassen sich die Auswirkungen der
Corona-Krise noch nicht gänzlich abschätzen. «Aber die Folgen werden

wohl dramatisch sein. Schon jetzt zeichnen sich über das Jahr
Umsatzverluste von zehn bis zwanzig Prozent ab», sagte Woitendorf.
Niemand wisse zudem, wie lange die Krise anhalte und wann der
Tourismus wieder in Gang komme.

«Das wichtigste ist, dass wir die Betriebe und damit die
Arbeitsplätze möglichst alle erhalten», betonte der Verbandschef.
Dabei könnten Kurzarbeitergeld und staatliche Liquiditätshilfen
wichtige Beiträge leisten. Allein das Land Mecklenburg-Vorpommern sah
sich angesichts der drohenden wirtschaftlichen Folgen der
Corona-Pandemie gezwungen einen Schutzschirm mit einem Volumen von
1,1 Milliarden Euro aufzuspannen. Die ersten Gelder wurden
ausgezahlt.