In der Corona-Krise werden sächsische Clubs erfinderisch

Die Corona-Pandemie bedroht die Existenz gerade von kleinen Firmen.
Sachsens Cafés, Clubs, Blumenläden und Buchläden versuchen es mit
kreativen Ideen.

Leipzig (dpa) - In der Corona-Krise werden gerade kleine Unternehmen
erfinderisch, nutzen digitale Kanäle, werben für Spenden. Paulina
Krimmling stellt auf der Instagram-Seite «Leipzig_supportyourlocals»
täglich Projekte vor - vom Bücherlieferservice, über den
Blumenbringdienst hin zu Cafés, die den Kaffee an die Haustüre
bringen. Einziges Kriterium: Die vorgestellten Firmen dürfen nicht
mehr als fünf Mitarbeiter haben.

«Der Rücklauf ist erstaunlich gut», sagt die Leipziger Beraterin fü
r
Arbeitsrecht. Sie hofft, dass einige der originellen Ideen auch nach
der Krise weiterleben. «Leipzig lebt von dieser kleinen Szene, von
dieser Kultur - da will ich auch einfach was zurückgeben», so
Krimmling. Ein Überblick über Aktionen der Branchen in der Krise.

CAFÉS UND LEBENSMITTEL

Tom Geißler, der die Kaffeerösterei «Franz Morish» mit Café in
Leipzig betreibt, hat unter dem Schlagwort #wirgemeinsam eine
Crowdfunding-Aktion ins Leben gerufen. Das gesammelte Geld soll mehr
als 20 Cafés in Leipzig in der Zeit der Schließung helfen. «Mit der
Aktion sollen die Menschen unterstützt werden, die in den Cafés
arbeiten», erklärt Geißler. Sie sollen keine Gehaltsausfälle haben,

findet er. Und Geißler ist überwältigt von der Welle der Solidaritä
t:
«Das ist einfach Wahnsinn», sagte er. Binnen 48 Stunden wurden
bereits 16 000 Euro gesammelt.

Gleichzeitig sind zahlreiche Cafés, Imbisse und Restaurants auf
Café-Lieferungen und Pizza zum Abholen an der Tür umgestiegen.
Vermehrt entstehen improvisierte Straßenverkäufe an Restauranttüren.

Damit das Geschäft weiterläuft - Kochen ist immerhin noch erlaubt.

CLUBSZENE

Clubs in Leipzig und Dresden rufen zur finanziellen Unterstützung
auf. 13 Clubs in Dresden haben zusammen eine Crowdfunding-Kampagne
gestartet. Ein Zusammenschluss von zehn Leipziger Clubs wirbt für
sogenannte Club-Solitickets, um der Szene zu helfen. «Wir sind durch
die Bank weg von Insolvenz bedroht. Gehälter, Mieten und sonstige
laufende Kosten können nicht mehr bezahlt werden und das jeweils in
einem individuellen Maß», schreiben die Initiatoren.

Spender, die die Clublandschaft mit 25 Euro unterstützen, erhalten
nach der Krise kostenlosen Eintritt in einen der Clubs. Innerhalb von
vier Tagen hätten mehr als 2500 Menschen Tickets gekauft, sagt
Sebastian Vogt, der die Aktion mit organisiert. «Bisher sind wir sehr
zufrieden mit der Resonanz» - dennoch seien sie als
«Musikspielstätten» weiterhin auf Spenden und Fördergelder
angewiesen. Vogt kündigte an, dass die Clubs demnächst mit einer
Streamingplattform die Vielfalt ihrer Kultur in die Wohnzimmer
bringen wollen.

KULTUR

Neben Clubs weichen auch andere Kulturstätten ins Netz aus. Das
Schauspiel Leipzig stellt zweimal wöchentlich Aufzeichnungen von
Stücken für je 24 Stunden ins Netz. Auch das Gewandhaus Leipzig will
die Besucher zweimal wöchentlich für je 24 Stunden mit
Online-Aufzeichnungen vergangener Konzerte im Wohnzimmer erfreuen. Am
Freitag waren etwa zwei Beethoven-Sinfonien zu sehen - und zu hören.

SPORT

Haufenweise wechseln Yogastudios im Freistaat mit ihren Angeboten ins
Internet. So bietet etwa Yoga Yantra in Chemnitz Online-Klassen per
Video an. Bislang habe er darauf sehr positive Rückmeldungen
erhalten, sagt Yogalehrer René Schliwinski. In erster Linie will das
Studio den Schülern einen Service bieten, «auch in diesen schwierigen
Zeiten regelmäßig in den Genuss einer wohltuenden Yogapraxis zu
kommen. Stress, Ängste und Sorgen haben die Menschen in solchen
Zeiten mehr als genug», so Schliwinski. Ob damit die laufenden Kosten
des Studios gedeckt werden, konnte er zunächst nicht sagen.

PFLANZEN

Dem Blumenladen Blumen & Florales Zetzschke in Dresden sind Aufträge
von Restaurants weggebrochen, Mitarbeiter wurden in Kurzarbeit
geschickt. Dennoch versuchen die Inhaberinnen das Beste aus der
Situation zu machen. «Manche Kunden rufen an und sagen, was sie
brauchen. Wir liefern es dann zur Tür, oder die Leute holen es ab»,
sagt Inhaberin Sylvia Krien. «Für die Leute ist das ein Stück
Normalität», beobachtet sie. Einige Menschen bestellten auch Blumen
für den einsamen Nachbarn, erzählt Krien.