Historische Stichwahlen: Bayerns Auszähler im Endspurt

Diese Kommunalwahl hat im ganzen Freistaat schon viel Kraft gekostet.
Dennoch geht es zum Wochenstart für einige Wahlhelfer in die
Verlängerung, andere fangen nun erst mit der Stichwahl-Auszählung an.

München (dpa/lby) - Die Marathon-Kommunalwahlen in Bayern gehen in
die letzte Runde. Die Auszählung der ersten landesweit reinen
Briefwahlen hat bereits einige Wechsel auf den Chefposten in den
Kommunen ergeben. Doch längst noch nicht in allen Städten und
Landkreisen des Freistaats steht das Endergebnis schon fest.

In der Landeshauptstadt München etwa geht die Auszählung am Montag in
die Verlängerung. Allerdings hat CSU-Kandidatin Kristina Frank dem
erneut erfolgreichen Amtsinhaber Dieter Reiter bereits vorzeitig zum
Sieg gratuliert. Am Sonntagabend war die Auszählung wie geplant
unterbrochen worden. Dagegen wird in Regensburg, Erlangen und
Aschaffenburg am Montag erst mit dem Auszählen angefangen.

In mindestens zwei Großstädten hat die Wahl inmitten der Corona-Krise
zu einem Wechsel auf den Spitzenposten geführt. Nürnberg galt bislang
als SPD-Hochburg. Dort verloren die Sozialdemokraten jedoch den
Oberbürgermeisterposten an die CSU: Marcus König (CSU) gewann die
Stichwahl am Sonntag mit 52,2 Prozent gegen den SPD-Kandidaten
Thorsten Brehm (47,8 Prozent). Damit ist der Chefsessel in der
Frankenhauptstadt nach 18 Jahren wieder in CSU-Hand.

Dafür gewann die SPD den Oberbürgermeister-Posten in Ingolstadt. Der
SPD-Herausforderer Christian Scharpf kam bei der Stichwahl auf 59,3
Prozent der Stimmen und gewann damit klar gegen den Amtsinhaber
Christian Lösel (CSU) mit 40,7 Prozent.

In München führt Reiter nach dem bisherigen Stand schier uneinholbar
klar mit mehr als 71 Prozent der Stimmen. Reiter dankte daraufhin
bereits am Sonntagabend für «viel Rückenwind für die nächste
Amtsperiode», auch wenn das Endergebnis erst am Montag erwartet wird.

Die Unterbrechung bei der Auszählung ist nötig, weil die
Landeshauptstadt in Folge der Coronavirus-Gefahr die Wahlhelfer auf
1500 reduziert hat. In Erlangen wird deshalb gar komplett auf externe
Helfer verzichtet - hier zählen nur die städtischen Mitarbeiter unter
der Woche aus. Auch in Regensburg und Aschaffenburg wird erst ab
Montag gezählt.

In Augsburg gewann CSU-Kandidatin Eva Weber die Stichwahl klar mit
62,3 Prozent der Stimmen - sie folgt damit auf Kurt Gribl. Der
CSU-Politiker hatte sich gegen eine erneute Kandidatur entschieden.
Damit sitzt in der Stadt erstmals eine Frau auf dem Chefposten.

Für die Grünen liefen die Stichwahlen bisher äußerst unbefriedigend
.
Trotz guter Ergebnisse bei den kommunalen Mandaten vor zwei Wochen,
konnte die Partei den Miesbacher Landratsposten nicht verteidigen und
muss ihn nach sechs Jahren an die CSU zurückgeben. Grünen-Politiker
Wolfgang Rzehak unterlag mit 34,59 Prozent gegen Olaf von Löwis
(CSU), der auf 65,41 Prozent kam. Damit stellen die Grünen nur noch
einen bayerischen Landrat - bei allen Stichwahlen am Sonntag konnten
sie die Wähler nicht überzeugen.

Die Wahlbeteiligung war vielerorts deutlich höher als noch vor zwei
Wochen. Und das, obwohl viele Sorgen hatten, dass die Wahlunterlagen
nicht rechtzeitig wieder bei den Wahlämtern ankommen. Denn die
Stichwahl war erstmals ein reiner Weg zum Briefkasten. In Nürnberg
stieg die Wahlbeteiligung etwa von gut 47 Prozent im ersten Wahlgang
auf jetzt 51,6 Prozent, in Augsburg von 45,3 auf 48,2 Prozent. Und
auch für München wird ein deutliches Plus erwartet.