Ex-Tennisprofi Kiefer: Überfluss-Gesellschaft muss «entschleunigen»

München (dpa) - Der frühere Weltklasse-Tennisprofi Nicolas Kiefer hat
angesichts der weltweiten Corona-Pandemie für ein Umdenken, für
Verzicht und Entschleunigung plädiert. «Es ist eine schwere Zeit.
Aber sie ist vielleicht eine Chance für die Gesellschaft und den
Sport, dass man wieder runterkommt», sagte der 42-Jährige in einem
Interview der «Süddeutschen Zeitung» (Montag). «Die Gesellschaft, d
ie
so oft im Überfluss lebt, muss auch mal nachdenken darüber, was
wichtig ist. Sie muss lernen zu entschleunigen, zu verzichten»,
forderte der ehemalige Weltranglisten-Vierte aus Hannover.

«Diese Erdung kann guttun - wenn es etwas Gutes in der jetzigen
Situation überhaupt geben kann», sagte Kiefer. Auf den Fußball
bezogen müsse man sich fragen, «ob ein Transfer über 100 Millionen
Euro noch angemessen und wichtig ist. Oder ob ein Spieler 20
Millionen verdienen muss. Vieles wird jetzt relativiert.»

Kiefer engagiert sich in der Corona-Krise mit einem beispielhaften
Projekt: Er wirkt aktiv an der Herstellung von Mund- und
Nasenschutzmasken mit. «Es hat sich bei mir so ergeben, dass ich seit
2017 bei einer Modefirma ein eigenes Label habe», schilderte er.
«Kürzlich kam Geschäftsführer Holger Gartz auf mich zu und sagte: W
ir
müssen helfen! Ich war sofort begeistert.»

In Kassel werden bis zu 300 Masken am Tag produziert. Kommunen und
Sozialstationen würden bevorzugt beliefert. «Je breiter die
Produktion gestreut werden kann, in Deutschland und weltweit, desto
besser ist das doch für die Gesellschaft», sagte Kiefer. «Wir sitzen

jetzt wirklich alle im selben Boot.»