Zehn Corona-Tote in Sachsen - Wenige Verstöße gegen Auflagen

Die Zahl der Corona-Infektionen in Sachsen nimmt weiter zu, am
Wochenende ist sie jedoch langsamer gestiegen. Die Polizei hat einige
Partys und Ansammlungen beendet - und das Gros der Bevölkerung
gelobt.

Dresden (dpa) - Der Anstieg der bestätigten Corona-Infektionen in
Sachsen hat sich am Wochenende etwas verlangsamt. Die alle 24 Stunden
aktualisierte Statistik wies je ein geringeres Plus zum jeweiligen
Vortag aus: 195 am Samstag und 116 am Sonntag. Bisher gibt es nach
Angaben der Landesuntersuchungsanstalt (LUA) vom Sonntagmittag 1816
Fälle. Inzwischen sind zehn Menschen mit einer Sars-CoV-2-Infektion
gestorben. Trotz Frühlingswetters am Samstag hielten sich die
Menschen in Zeiten der Pandemie an Kontaktverbote und Auflagen - bis
auf einige Ausnahmen.

Der Erzgebirgskreis meldete seinen ersten Todesfall. Nach Angaben des
Landratsamtes in Annaberg-Buchholz handelt es sich um eine 92-jährige
Frau aus dem Raum Zwönitz, die Tage zuvor positiv auf Covid-19
getestet worden war. Bei nach wie vor fünf Patienten gibt es laut LUA
einen klinisch schweren Verlauf. «Hotspots» sind weiterhin die
Landeshauptstadt Dresden, mit nun 314 Infektionen, die Stadt Leipzig
mit 290 und der Landkreis Zwickau mit 286. Zwischen Zahlen des Robert
Koch-Institutes und denen der örtlichen Behörden kommt es immer
wieder zu Differenzen, weil die Daten zu verschiedenen Zeiten erhoben
werden.

Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) bewertete die Entwicklung
als «nicht ganz so starken» Anstieg. Es könne nach wie vor nicht von

Entwarnung gesprochen werden, sagte sie am Sonntag auf Anfrage. «Es
gilt nach wie vor: Bitte bleiben Sie zu Hause.» Zugleich dankte
Köpping der Bevölkerung für die Einhaltung der Regeln und appellierte

erneut: «Nur gemeinsam und solidarisch können wir die
Infektionsketten unterbrechen, die Ausbreitung des Virus eindämmen
und so auch die älteren Menschen und diejenigen mit Vorerkrankungen
schützen.»

Auch Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) sieht keinen Anlass
zur schnelleren Lockerung der Ausgangsbeschränkungen. Das
heimtückische Virus im Freistaat breite sich weniger schnell aus als
in China oder Italien. «Sachsen ist bei einer Verdopplung in fünf bis
sieben Tagen, das ist eine deutliche Verlangsamung», sagte er den
«Dresdner Neuesten Nachrichten» (Samstag). «Wir müssen bis Ostern
warten», sagte er. Am Ostersonntag werde Bilanz gezogen. «Erst dann,
wenn alles gut gelaufen ist, besteht die Möglichkeit, etwas lockere
Bestimmungen gelten zu lassen.»

Die Regierung hatte vor dem Wochenende angesichts mehrerer Verstöße
noch einmal deutlich vor Nichteinhaltung der Ausgangsbeschränkungen
gewarnt und die Kontrollen verstärkt. Die Befürchtungen erfüllten
sich nicht, es gab nur wenige Verstöße sowie Ermahnungen. Die meisten
Menschen zeigten Einsicht und Vernunft, wie die Dresdner
Polizeidirektion bilanzierte. Eine landesweite Übersicht über
Straftaten und Verstöße nach dem Infektionsschutzgesetz lag am
Sonntagnachmittag nicht vor. Beamte lösten im Zuge verstärkter
Kontrollen Familienfeiern, Wohnungspartys, eine Zusammenkunft von 85
Menschen in einem Park oder ein Tischtennis-Turnier auf.

Der Dresdner Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) dankte allen, «die
hier mitziehen und sich umsichtig und besonnen verhalten». Er bat
zugleich um Geduld. «Erst die nächsten Tage werden zeigen, ob und wie
sich die Maßnahmen auf den Stand der Infizierten auswirken wird»,
sagte er am Sonntag. Regen, Kälte und die Aussicht auf Schnee lockten
ab Sonntagmittag auch nur noch Wenige ins Freie. «Insgesamt war ein
deutlicher Rückgang der Personenbewegung im öffentlichen Raum
spürbar», zog die Dresdner Polizei am Nachmittag Bilanz.

Stichprobenartig wurde auch in beliebten Ausflugsgebieten wie der
Sächsischen Schweiz kontrolliert, wo die Wanderparkplätze seit Ende
vergangener Woche gesperrt sind - wie in Tharandter Wald und
Dippoldiswalder Heide. Auf einem der Areale, in Gohrisch, hatten zwei
Wanderer aus Berlin im Auto übernachtet. Auch in Meißen und Dresden
patrouillierten Beamte, unterstützt von Bereitschaftspolizei, in
Parks und Gärten auch zu Pferde. Während sich Radfahrer entlang der
Elbe wie an einer Schnur bewegten, waren im Elbsandsteingebirge kaum
Wanderer zu sehen und Touristenorte nahezu verwaist.