Viele Menschen in Schleswig-Holstein halten sich an Beschränkungen

Die Menschen in Schleswig-Holstein halten sich überwiegend an die
Kontaktbeschränkungen. Daran ändert auch das schöne Frühlingswetter

nichts. Eine Lockerung der Auflagen ist nicht in Sicht.

Kiel (dpa/lno) - Am Wochenende hat es viele Menschen in
Schleswig-Holstein bei Sonnenschein und zumindest Samstag auch
frühlingshaften Temperaturen an die frische Luft gezogen. Die meisten
Menschen hielten sich dabei an die wegen der Corona-Pandemie
erlassenen Kontaktbeschränkungen. Die Polizei stellte nur vereinzelt
Verstöße fest. Der Blick auf Webcams in beliebten Tourismusorten wie
etwa Sankt Peter-Ording, Scharbeutz und Timmendorfer Strand zeigte an
beiden Tagen ein ähnliches Bild. Die gezeigten Strände sind trotz
Sonnenscheins kaum besucht. In großen Abständen sah man in den
Livevideos Menschen überwiegend allein oder zu zweit spazieren gehen.

Damit scheint der Appell von Ministerpräsident Daniel Günther (CDU)
Wirkung zu zeigen. Der Regierungschef hatte die Norddeutschen mit
Blick auf das gute Wetter zum Einhalten der Corona-Regeln
aufgefordert. «Es ist natürlich verlockend, jetzt nach draußen zu
gehen», sagte Günther am Freitag. Natürlich sei ein Spaziergang an
der frischen Luft weiter möglich. Die Abstände und die Beschränkung
auf zwei Personen müssten aber eingehalten werden. Er erinnerte zudem
daran, dass Touristen nicht nach Schleswig-Holstein kommen dürfen und
dies auch kontrolliert wird.

Mit Blick auf Diskussionen über mögliche Lockerungen der bestehenden
Einschränkungen sagte Günther am Samstag, es sei verfrüht, schon
jetzt darüber zu reden. «Natürlich ist es wichtig für die Menschen,

Licht am Ende des Tunnels zu sehen», sagte Günther der dpa. «Politik

muss aber sorgsam darauf achten, nicht Hoffnungen zu wecken, die am
Ende nicht erfüllt werden können.» In den kommenden Wochen würden
Zahlen vorliegen, aus denen abgelesen werden könne, ob die bisher
ergriffenen Maßnahmen Wirkung erzielt hätten. «Auf dieser Grundlage
werden wir zu beurteilen haben, in welcher Weise diese Maßnahmen über
den 19. April hinaus fortgeführt werden müssen.»

Die Zahl der bestätigten Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus
ist unterdessen in Schleswig-Holstein auf 1007 gestiegen, wie die
Landesregierung am Sonntag mitteilte. Das waren 90 mehr als einen Tag
zuvor. 117 Personen sind oder waren demnach seit Beginn der Epidemie
in klinischer Behandlung - 14 mehr als im Vergleich zum Vortag.
Berücksichtigt sind bei den Zahlen der Regierung bis einschließlich
Samstag gemeldete Fälle.

In Schleswig-Holstein sind am Wochenende zudem zwei weitere
Todesfälle im Zusammenhang mit dem neuartigen Coronavirus gemeldet
worden. Es handelt sich um einen 75 Jahre alten Mann mit
Vorerkrankungen aus dem Kreis Rendsburg-Eckernförde, der in einem
Krankenhaus starb, wie der Kreis am Sonntag mitteilte. Zudem meldete
der Kreis Pinneberg am Sonntagabend einen weiteren Corona-Todesfall
im Kreisgebiet. Die erkrankte Person gehörte den Angaben zufolge
aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters zu einer Hochrisikogruppe und
litt an Vorerkrankungen. Damit hat sich die Zahl der Todesfälle im
Zusammenhang mit Covid-19 im Land auf sieben erhöht. Dazu zählt auch
ein Mann, der als Tourist in Ägypten war.

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Schleswig-Holstein sieht
derweil in den bestehenden Corona-Hilfsprogrammen von Bund und Land
eine Unterstützungslücke für die Unternehmen im Land mit 11 bis 50
Beschäftigten. Diese könnten nach jetzigem Stand zwar Notkredite
beantragen, bis zur Kreditentscheidung vergehe allerdings zu viel
Zeit, sagte Hauptgeschäftsführer Björn Ipsen am Sonntag in Kiel.
«Dieser Teil unseres Mittelstands benötigt ebenfalls schnell
wirkende, niedrigschwellige und leicht zugängliche
Liquiditätshilfen.»

In existenzielle Not geraten auch die Tierparks im Land. «Ostern ist
unser wichtigstes Wochenende im Jahr», sagte beispielsweise die
Direktorin des Tierparks Neumünster, Verena Caspari. An dem
Wochenende verdiene der Zoo normalerweise schon den «Winter-Speck».
Dem Tierpark werden in diesem Frühjahr rund 175 000 Euro Einnahmen
fehlen, sagte sie. Und staatliche Hilfen seien bislang nicht in
Sicht. «Denn wir sind ein Verein. Die staatlichen Hilfen für
Kleinunternehmer gelten jedoch für einen Verein nicht.» Direktoren
anderer Tierparks im Land äußerten sich ähnlich zu ihrer
gegenwärtigen Lage.

Am Montag wollen Schleswig-Holsteins Gesundheitsminister Heiner Garg
(FDP) und die Asklepios-Kliniken nach einer gemeinsamen Lösung für
Rehakliniken suchen. Der Chef des Klinikbetreibers, Kai Hankeln,
hatte nach Angaben von Asklepios am Sonntag mit dem Minister über
offene Fragen zur Behandlung von Rehakliniken im Rahmen des
Covid-19-Krankenhausentlastungsgesetzes telefoniert. Asklepios hatte
zuvor kritisiert, dass das Ministerium im Gegensatz zu anderen
Bundesländern und dem Bundesgesundheitsministerium das Gesetz zum
Nachteil der Rehakliniken auslegen würde.