Deutschland registriert rund 4000 neue Infektionen an einem Tag

In Deutschland steigt die Zahl der erkannten Corona-Fälle weiter an.
Das Robert Koch-Institut mahnt zugleich vor einfachen
Zahlenvergleichen.

Berlin (dpa) - Innerhalb eines Tages ist die Zahl der registrierten
Corona-Infizierten in Deutschland um mindestens 4000 gestiegen. Das
geht aus den Daten hervor, die das Robert Koch-Institut am Sonntag
veröffentlichte. Demnach zählte es bislang insgesamt 52 547 Fälle -
63 pro 100 000 Einwohner. Das waren 3965 Fälle mehr als am Vortag.
Insgesamt seien bislang 389 Infizierte gestorben. Die Zahlen lassen
sich nicht einfach von Tag zu Tag vergleichen. So hat das RKI nach
eigenen Angaben am Samstag von drei Bundesländern keine Zahlen
übermittelt bekommen. In Spanien und Italien gibt es einen leichten
Lichtblick, die Zahlen steigen etwas langsamer.

Weltweit waren nach Auskunft der Johns-Hopkins-Universität bis
Sonntagabend weltweit mehr als 32 000 mit dem Virus infizierte
Menschen gestorben. Den Angaben zufolge haben sich rund 686 000
Menschen nachweislich mit Sars-CoV-2 infiziert. Rund 146 000
infizierte Menschen seien inzwischen genesen. Experten gehen weltweit
von einer hohen Dunkelziffer aus. Es gebe in kaum einem Land genügend
Tests, um die Menschen flächendeckend zu untersuchen.

Nach den Daten der Universität verzeichneten die USA die meisten
registrierten Fälle aller Länder. Sonntagabend waren es insgesamt
124 763 Infizierte. Es folgten Italien (92 472), China (82 120),
Spanien (78 797), Deutschland (58 247), Iran (38 309) und Frankreich
(38 105).

Der Präsident des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, mahnte dazu,
nicht zu viel von den Zahlen abzulesen. «Alle schauen jetzt auf diese
Zahlen, vergleichen sie mit anderen Ländern. Das sind aber
Momentaufnahmen, und jedes Land funktioniert anders und befindet sich
in einem anderen Stadium», sagte er der «Frankfurter Allgemeinen
Sonntagszeitung».

Die vergleichsweise geringe Sterblichkeit in Deutschland unter den
Corona-Patienten solle niemanden in falsche Sicherheit wiegen. «Das
liegt in erster Linie daran, dass wir so viele Menschen testen.
Dadurch haben wir auch die leichteren Verläufe in der Statistik»,
erläuterte er. Das bedeutet, es gibt einfach weniger Todesfälle im
Vergleich zu den registrierten Infektionen. «Außerdem hängt der
Anteil der Verstorbenen maßgeblich von den betroffenen Menschen ab.
Zunächst waren in Deutschland vornehmlich Menschen betroffen, die
nicht zu den Risikogruppen zählen, denn viele Übertragungsketten
standen in Verbindung zum Beispiel mit Skiurlauben. Wenn mehr
Übertragungen in Altenheimen oder Krankenhäusern stattfinden, steht
zu befürchten, dass der Anteil steigt.»

Südkorea - das in der Bekämpfung der Corona-Pandemie oft als Vorbild
genannt wird - sei mit Deutschland nicht leicht zu vergleichen.
«Südkorea hat eine andere Kultur, ein anderes Gesundheitssystem. Das
Virus verbreitete sich dort anfangs in einer eng umgrenzten
religiösen Gruppe, dadurch war der Ausbruch klarer umgrenzt als bei
uns in Europa. Die Menschen dort haben die Lage extrem ernst
genommen», erläuterte Wieler.

Die Nachverfolgung von Handydaten könnte helfen. «Aus deutscher Sicht
ist das unter anderem wegen des Datenschutzes problematisch.» In
Südkorea kann man auf dem Smartphones sogar Informationen über Alter,
Geschlecht und letzten Aufenthaltsort von Infizierten in der Nähe
erfahren.

Nach Daten der Deutschen Presse-Agentur sind in Deutschland bis
Sonntagnachmittag rund 57 000 Infektionen mit dem neuen Coronavirus
registriert worden. Das geht aus einer Auswertung hervor, die
gemeldeten Zahlen der Bundesländer berücksichtigt. Besonders hohe
Zahlen haben Nordrhein-Westfalen mit 13 630 nachgewiesenen Fällen und
110 Toten und Bayern mit 13 263 Fällen und ebenfalls 110 Toten.
Gerechnet auf 100 000 Einwohner verzeichnet Hamburg mit einem Wert
von 112,9 die meisten Infektionen, gefolgt von Bayern (101,4). Im
Bundesschnitt waren es 68,5. Auch in Deutschland rechnen Experten mit
einer hohen Dunkelziffer.

In Deutschland wurden mindestens 430 Corona-Todesfälle registriert.
Allein in einen Alters- und Pflegeheim in Wolfsburg sind zwölf
Menschen in Folge einer Coronavirus-Infektion gestorben. Von etwa 165
Bewohnern des Hanns-Lilje-Heims waren am Samstag laut Gesundheitsamt
72 infiziert. Am Samstag war bekannt geworden, dass erstmals auch ein
Corona-Infizierter in Mecklenburg-Vorpommern gestorben ist. Damit
gibt es in jedem Bundesland nun Todesfälle im Zusammenhang mit dem
Erreger Sars-CoV-2.

In Italien sind seit Beginn der Pandemie nach Zivilschutz-Angaben
mehr als 10 000 Corona-Patienten gestorben. Er meldete bereits am
Samstag 889 neue Todesfälle. Die Gesamtzahl der mit dem Coronavirus
infizierten Menschen in Italien erhöhte sich am Samstag um fast 6000
auf 92 472. «Aber es gibt positive Anzeichen», hatte der Präsident
des nationalen Gesundheitsinstitutes (ISS), Silvio Brusaferro, zuvor
gesagt. Seit dem 19./20. März gebe es eine leichte Abflachung der
Kurve der neuen Ansteckungen - die Kurve falle aber noch nicht ab

Spanien verzeichnete am zweiten Tag in Folge den Tod von mehr als 800
Corona-Patienten binnen 24 Stunden. Die Zahl der Todesopfer sei um
838 auf mehr als 6500 geklettert, teilte das Gesundheitsministerium
am Sonntag mit. Das ist die bisher höchste Tageszahl in dem Land. Am
Samstag waren 832 neue Tote gemeldet worden. Besonders betroffen ist
die Region Madrid. Es gibt aber gute Nachrichten: Die Anstiegsraten
gehen weiterhin deutlich zurück. Bei den Todeszahlen betrug die
Zunahme am Sonntag nur noch knapp 15 Prozent, nach gut 17 Prozent am
Samstag. Bei den Infektionszahlen ging der Anstieg sogar um fast vier
Prozentpunkte auf neun Prozent zurück. Der Experte hob zudem hervor,
dass bereits knapp 15 000 der in Krankenhäusern behandelten Patienten
wieder als gesund entlassen worden seien.