Corona-Zeit ist Ausnahme-Zeit - Sport statt Biergarten in Bayern

Endlich etwas wärmer, an einem Tag sogar T-Shirt-Wetter - eigentlich
Biergartenzeit: Doch die Corona-Pandemie macht den Bayern einen
Strich durch Sonnenbaden und Gartenpartys. So mancher hofft auf ein
Exitdatum. Einen Lichtblick gibt es für werdende Väter.

München (dpa/lby) - Weniger Ausflugsverkehr, ungewöhnlich leere
Autobahnen, dafür viele Polizeikontrollen: Das zweite Wochenende in
Bayern mit Ausgangsbeschränkung hat das Leben vielerorts ausgebremst.
Um weitere Infektionen mit dem neuen Coronavirus zu vermeiden,
sollten die Menschen zu Hause bleiben - abgesehen von Sport und
Spaziergängen. Nach Polizeiangaben hielten sich die meisten an die
seit dem 21. März geltenden Auflagen.

Ministerpräsident Markus Söder (CSU) will am Montagmittag über das
weitere Vorgehen in der Corona-Krise informieren. Ein zentraler Punkt
neben aktuellen Zahlen und Entwicklungen dürfte sein, ob und bis wann
die umfangreichen Ausgangsbeschränkungen, die in Bayern zunächst bis
einschließlich 3. April befristet wurden, verlängert werden. Dass sie
verlängert werden, daran gibt es kaum Zweifel.

Das neue Coronavirus Sars-CoV-2 kann die Lungenkrankheit Covid-19
auslösen. Der Verlauf kann unterschiedlich sein - von symptomlos oder
mild bis hin zu sehr schwer, mitunter auch tödlich. Im Freistaat sind
inzwischen 13 263 Menschen positiv auf Sars-CoV-2 getestet worden.
Das teilte Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) am Sonntag mit.
110 Patienten, die mit dem Coronavirus infiziert waren, starben.

Um die Ausbreitung einzudämmen, gelten für die 13 Millionen Einwohner
Ausgangsbeschränkungen. Das Verlassen der Wohnung ist nur noch aus
triftigen Gründen erlaubt.

FREIZEIT: Über den Kurznachrichtendienst Twitter erinnerte etwa die
Polizei Mittelfranken, dass es derzeit nicht erlaubt sei, sich
längere Zeit auf Parkbänken und Decken niederzulassen. In München
achteten Beamte darauf, dass Spaziergänge in einem angemessenen
Rahmen blieben. «Es ist sicher nicht Sinn und Zweck, unter dem
Deckmantel eines Spaziergangs drei Stunden Wandern zu gehen», sagte
ein Sprecher. Auch langes Sonnenbaden auf einer Wiese sei verboten.

Vom Süden des Landes, wo sich etwa an Schliersee, Spitzingsee oder
Tegernsee sonst Tausende Ausflügler tummeln, berichteten
dpa-Korrespondenten am Samstag von leeren Parkplätzen. Am Starnberger
See und am Ammersee waren laut Polizei viele Menschen unterwegs.

Auf einem Parkgelände im Süden Münchens herrschte am Samstag bei
Sonnenschein reges Treiben - aber soweit ersichtlich weitgehend
ordnungsgemäß: Radfahrer waren in Zweiergruppen unterwegs, Jogger oft
alleine. Familien spielten mit Bällen, Eltern spazierten mit
Kinderwagen. Manche Leute waren noch mit Mütze unterwegs, während
andere selbst bei gemächlichem Schlendergang nur T-Shirt und
Sonnenbrille trugen. Nur ein paar Jugendliche hatten sich
offensichtlich mit ihren Mountainbikes getroffen.

Sowohl im südlichen als auch im nördlichen Oberbayern führten die
Beamten ungefähr 6000 Kontrollen durch. An stark frequentierten Seen
im Westen von München gab es Lautsprecherdurchsagen. Hunderte
Anzeigen wegen Verstößen gegen die Auflagen wurden geschrieben.

POLITIK: In der Debatte um die Beschränkungen hat sich
Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) hinter Söder
gestellt. «Es waren die richtigen Maßnahmen zum richtigen Zeitpunkt.
Wir haben uns da immer eng abgestimmt, und wir würden aus jetziger
Sicht alles so wieder machen», sagte Aiwanger der «PNP».

Söder verteidigte im «Spiegel» erneut die Auflagen für den Alltag.

Zum Thema Exitstrategie - also der Lockerung oder Abschaffung der
Maßnahmen - sagte er: «Aber wann und in welcher Form wir wieder zur
Normalität zurückkehren, hängt davon ab, wie sich die Zahlen der
Infektionen und Todesfälle entwickeln. Aus heutiger Sicht kann es
keine vorschnelle Entwarnung geben. Die Lage bleibt sehr ernst. Im
Moment steigen die Zahlen noch steil an.»

MEDIZIN: Werdende Väter dürfen auch in der Corona-Krise bei der
Geburt ihres Kindes im Krankenhaus dabei sein. Zuvor hatten
vereinzelt Kliniken wegen des Ansteckungsrisikos mit dem neuartigen
Coronavirus Väter nicht mehr in die Kreißsäle gelassen. Ansonsten
bleibt es dabei: Besuche in Krankenhäusern sind derzeit verboten.

KULTUR: Kunst- und Kultureinrichtungen präsentieren in der Krise
digitale Alternativen zum Museumsbesuch. Das ägyptische Museum in
München bietet Interviews, Erklärfilme und digitale Rundgänge an. Auf

Facebook, Instagram und Twitter stellen Kuratoren der Bayerischen
Staatsgemäldesammlungen unter dem Hashtag #Kulturminute berühmte
Gemälde vor. Über das Landeskulturportal wird ein virtueller
Spaziergang durch Einrichtungen angeboten.

VERKEHR: Nach der Deutschen Bahn streichen jetzt auch Privatbahnen
Verbindungen in Bayern. Züge würden deswegen von Montag an seltener
fahren, teilte die Länderbahn mit. Die Bayerische Oberlandbahn (BOB)
gab bekannt, dass Meridian- und BOB-Züge ab April vorerst nur noch im
Stundentakt und in den Hauptverkehrszeiten unterwegs sind.

RELIGION: Wegen der Corona-Krise werden viele Gottesdienste im
Internet übertragen - für diese wünscht sich der Pater und Buchautor

Anselm Grün (75) Ausnahmen von Versammlungsverboten. Es wäre gut,
«wenn der Priester die Eucharistiefeier nicht ganz allein hält»,
sagte er der «Augsburger Allgemeinen» (Montag). «Drei, vier Leute
sollten in der Kirche sein - als Stellvertretung für das Volk
Gottes.» Kardinal Reinhard Marx rief dazu auf, die Corona-Krise dazu
zu nutzen, ein neues gesellschaftliches Miteinander zu erzeugen.