Luftwaffe holt Corona-Patienten nach Deutschland

Europäische Solidarität in Zeiten von Corona: Die Bundeswehr holt
Intensivpatienten aus Italien und Frankreich nach Deutschland.
Inzwischen werden mehrere Dutzend Patienten aus den Partnerländern in
deutschen Kliniken behandelt.

Berlin (dpa) - Wegen der schwierigen Lage in Italien und teils auch
in Frankreich hat die Bundeswehr weitere Corona-Patienten zur
Behandlung nach Deutschland geholt. Die Luftwaffe flog mit einem
Spezial-Airbus A310 MedEvac am Samstag und Sonntag jeweils sechs
Italiener aus dem norditalienischen Bergamo aus. Sie wurden in
Deutschland auf Kliniken in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz,
Niedersachsen und Hamburg verteilt, wie das Verteidigungsministerium
mitteilte. Ein Militärtransporter des Typs A400M flog zwei
französische Intensivpatienten aus Straßburg nach Stuttgart.
Insgesamt werden jetzt mehrere Dutzend ausländische Corona-Patienten
in Deutschland behandelt.

Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer sprach von einem
wichtigen «Zeichen der Solidarität». «Europa muss zusammenhalten»
, so
die CDU-Vorsitzende. «Natürlich stehen wir unseren Freunden bei.»
Außenminister Heiko Maas (SPD) meinte am Sonntag auf Twitter:
«Solidarität ist der Schlüssel, auch um die Coronakrise zu
bewältigen.» Die Verteidigungsminister Italiens und Frankreichs,
Lorenzo Guerini und Florence Parly, bedankten sich nach Angaben des
Bundesministeriums ausdrücklich für die deutsche Hilfe.

In deutschen Kliniken gibt es noch ausreichend Platz, um Menschen zu
versorgen, die wegen einer Infektion auf künstliche Beatmung
angewiesen sind.

Die italienischen Patienten aus dem besonders betroffenen Bergamo
werden nach Ministeriumsangaben nun in Kliniken in Köln, Bonn,
Bochum, Koblenz, Westerstede und Hamburg behandelt. Die schwer
erkrankten Franzosen sollen im Bundeswehrkrankenhaus in Ulm versorgt
werden.

An Bord des MedEvac-Airbus sind bis zu sechs Plätze für
intensivmedizinische Behandlung. Zudem gibt es 38 weitere
Liegeplätze, wobei für 16 Patienten eine verstärkte medizinische
Überwachung mit Monitoren möglich ist. Damit können 44 Patienten
liegend transportiert werden. Die medizinische Besatzung kann bis zu
25 Menschen zählen. Die Luftwaffe hält auf dem Flughafen Köln-Wahn
immer einen MedEvac-Airbus in 24-Stunden-Bereitschaft.

Die Bundeswehr wurde vom italienischen Zivilschutz um Amtshilfe
gebeten, weil dessen Kapazitäten zur Verlegung der Patienten ins
Ausland nicht ausreichen. Die italienische MedEvac-Maschine habe nur
zwei Plätze für Patienten, die auf Beatmung angewiesen sind, sagte
ein Parlamentarier, der an der Organisation der Hilfsaktion beteiligt
war. Zuvor waren schon sechs Patienten von der italienischen
Luftwaffe nach Sachsen gebracht worden.

Aus dem Auswärtigen Amt hieß es am Samstag, bislang seien 73
Klinikplätze für italienische Patienten in acht Bundesländern
vermittelt worden. Zudem würden 30 französische Patienten in
Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Hessen und im Saarland behandelt.

Die Charité in Berlin nahm nach Angaben der Senatskanzlei vom Sonntag
sechs schwerkranke Corona-Patienten aus Frankreich auf. Zudem wurden
nach Angaben der NRW-Staatskanzlei zwei Patienten aus Metz in die
Uni-Klinik Essen geflogen. In der Uniklinik Hamburg-Eppendorf werden
zwei Patientinnen aus Frankreich intensivmedizinisch behandelt.

Betroffen von Corona-Infektionen sind nach Angaben des
Verteidigungsministeriums auch die Nato-Truppen in Litauen. Die
Bundeswehr habe gemeinsam mit Kroatien zusätzliches Sanitätspersonal
ins Baltikum geschickt, hieß es. Die deutschen Mediziner und
Medizinerinnen seien dabei von einem kroatischen Regierungsflieger in
Berlin aufgenommen worden.

Ein positiv auf Corona getesteter Bundeswehr-Soldat wurde demnach mit
einem niederländischen Transportflugzeug aus Litauen ausgeflogen. Er
wird im Bundeswehr-Krankenhaus in Koblenz behandelt.