Polizei löst am Wochenende Versammlungen wegen Corona-Gefahr auf

Bei sonnigem Wetter gehen viele Menschen in die Parks der Hauptstadt
- manche setzen sich dabei über Kontaktregeln hinweg. Könnte ein
Wetterumschwung zu weniger Verstößen führen?

Berlin (dpa/bb) - In Zeiten der Corona-Pandemie drängt es viele
Berlinerinnen und Berliner an die frische Luft - das Wetter hat ihnen
dabei am Sonntag einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Temperaturen von maximal sieben Grad, zeitweise Regen und Sturmböen
luden nicht gerade zu einem längeren Aufenthalt draußen ein. Das
bemerkte auch die Berliner Polizei, die am Wochenende stadtweit
kontrollierte, ob sich die Bürger an die Verhaltensregeln zur
Bekämpfung der Corona-Epidemie halten würden.

Unter anderem gilt in Berlin nach einer vom Senat beschlossenen
Verordnung, dass wegen der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus
Menschen nur allein oder zu zweit unterwegs sein dürfen. Ausnahmen
gelten für Familien und Bewohner gemeinsamer Wohnungen. Das Verweilen
auf Decken oder Parkbänken und das Grillen sind jedoch verboten.
Zudem ist zu anderen Menschen ein Mindestabstand von 1,5 Metern
einzuhalten.

Nachdem die Polizei am Samstag nach eigener Angabe tausende Menschen
bei Sonnenschein in Parks antraf, gab sie am Sonntag auf Twitter
Filmtipps für «Couchsurfing-Wetter». Am Sonntag kontrollierten rund
200 Beamte zwischen 6.00 und 18.00 Uhr die Einhaltung der Regeln, wie
ein Polizeisprecher sagte. Am Abend solle die Zahl auf mehr als 300
Polizisten erhöht werden. Die Anzahl und Schwerpunkte der Kontrollen
würden stets an die Begebenheiten angepasst. Ob das schlechtere
Wetter einen Einfluss auf das Verhalten der Berliner habe, könne erst
am Montag ausgewertet werden.

Der Berliner Senat erwartet, dass die Regeln zur Eindämmung der
Corona-Pandemie auch noch nach Ostern gelten werden. «Ob weitere
Maßnahmen nötig sind und wann und ob welche Regeln gelockert werden
können oder angepasst werden müssen, ist aktuell nicht abzusehen»,
teilte eine Senatssprecherin am Samstag auf Anfrage mit. «Man muss
allerdings damit rechnen, dass die Maßnahmen gegen die
Corona-Pandemie bis nach Ostern andauern werden.» Der Senat überprüfe

die Maßnahmen zur Kontaktbeschränkung fortlaufend und sei dazu im
ständigen Austausch mit Experten, den Bundesländern und der
Bundesregierung.

Am Samstag wurden wegen des Frühlingswetters überwiegend Parks und
Grünflächen kontrolliert. Daran hielten sich am Samstag aber nicht
alle Berliner: Unter anderem versammelten sich mehr als 200 Menschen
am Kottbusser Tor in Kreuzberg. Es gab mehrere Festnahmen, wie die
Polizei auf Twitter mitteilte.

Einen weiteren Zwischenfall gab es am Boxhagener Platz in
Friedrichshain, wo sich rund 150 Menschen auf der Grünfläche
aufhielten. Die Polizei sperrte den Platz. Der Wochenmarkt dürfe aber
weiterhin öffnen. Weitere 40 Menschen hatten sich am
Rosa-Luxemburg-Platz zu einer Demonstration versammelt und erhielten
Platzverweise.

Größere Gruppen waren auf vielen Berliner Rasenflächen jedoch nicht
zu sehen. Mehr als 500 Beamte überprüften tagsüber schwerpunktmäß
ig
Grünanlagen. Dabei schrieben sie zwischen Samstagmorgen und
Sonntagmorgen 58 Strafanzeigen und 108 Anzeigen wegen
Ordnungswidrigkeiten.

Die Bilanz der Kontrollen von Sonntag soll am Montag bekanntgegeben
werden. Seit dem 14. März überprüft die Berliner Polizei, die
Maßnahmen zur Eindämmung des Virus in der Hauptstadt und stellte
bisher 754 Verstöße fest (Stand Sonntag).

Falls das Wetter die Einhaltung der Regeln begünstigt, würde das
Wetter der Polizei in die Karten spielen: Für den Wochenanfang
rechnet der Deutsche Wetterdienst (DWD) mit Wolken, Regen und kühlen
Temperaturen.