Der Kampf von Alba um die Existenz - «Boot manövrierfähig halten»

Auch auf Alba Berlin hat die Corona-Krise schwere Auswirkungen.
Manager Baldi setzt auf Zusammenhalt. Es gibt aber viele Probleme.
Planung ist nicht möglich. Der Verein muss vieles überdenken.

Berlin (dpa/bb) - Marco Baldi redet nichts schön. Auch Alba Berlin
kämpft mit den Auswirkungen der Corona-Krise. Es herrscht vor allem
eines: Ungewissheit. «Alles kann morgen schon wieder Makulatur sein»,
sagt der Manager des Basketball-Bundesligisten aus der Hauptstadt. Es
geht auch um die Existenz des Vereins, der achtmal die deutsche
Meisterschaft und zehn mal den Pokal gewann.

«Wir müssen momentan einen Weg finden zu überleben», betont der
57-Jährige, sprich: Das Boot manövrierfähig halten. Die Wirtschaft
stehe still, es gebe keine Einnahmen, dafür aber Ausgaben. Alba ist
da keine Ausnahme im deutschlandweiten, ja sogar weltweiten Sport.

Baldi setzt in der Krise vor allem auf den Zusammenhalt. Sowohl im
Verein, als auch in der Bundesliga. «Wir sitzen ja alle im selben
Boot, da gibt es ja einen gemeinsamen Nenner», sagt er. Er appelliert
an die Konkurrenz, nicht nur auf die eigenen Probleme zu schauen.
«Man muss jetzt über Standards nachdenken, die für alle gelten. Sei
es bei den Gehältern oder in Lizenzierungsfragen», fordert Baldi.

Auch Alba muss über Einschnitte nachdenken. «Wir müssen unsere
Strukturen natürlich der Situation anpassen», erklärt Baldi. Die
soziale Komponente wollen er und der Club aber nicht aus den Augen
verlieren: «Es geht ja auch um menschliche Existenzen.»

Aktuell pausieren die Bundesliga und die Euroleague bis Ende April.
Das bis dato letzte Spiel bestritten die Berliner am 8. März, bei den
Hakro Merlins Crailsheim verlor Alba 82:91 - wettbewerbsübergreifend
die dritte Niederlage nacheinander. Den letzten Sieg vor der
Unterbrechung des Spielbetriebs durch das Virus Sars-CoV-2 gab es am
1. März mit 107:70 gegen Brose Bamberg.

Baldi hofft, dass beide Saisons zu Ende gespielt werden können.
«Natürlich gibt es aber auch den Punkt des No-Return. Doch aus
heutiger Sicht ist das unmöglich zu sehen», sagt er aber auch.
Geisterspiele ohne Publikum hält Baldi nicht für ausgeschlossen.
«Natürlich wollen wir lieber mit Fans spielen, denn Sport ist ja auch
ein Sozialgut. Aber das darf man nicht vom Tisch wischen», sagt er
und ergänzt: «Zunächst muss aber erst einmal die Pandemie unter
Kontrolle bekommen werden. Das kommt an erster Stelle.»

Das Team ist weiterhin vom Trainingsbetrieb freigestellt. Jeder
Spieler muss sich allein fit halten. Die Spielmacher Peyton Siva und
Martin Hermannsson durften in ihre Heimat zu ihren Familien
zurückkehren. Weitere ausländische Alba-Profis durften ebenfalls
gehen, dessen Namen der Verein aber nicht nennen wollte. «Es geht ja
auch um einen menschlichen Umgang und da gibt es klare Prioritäten»,
meinte Baldi.

Das die Pause und die notwendige Distanz unter den Spielern ein
Problem für das Team ist, glaubt der Manager nicht. «Wir haben eine
sehr intakte Gruppe, die sowieso ständig in Kontakt steht», sagt er.
Mit dem Pokalerfolg Mitte Februar war das Team sportlich in diesem
Jahr eigentlich auf einem guten Weg. Deshalb hofft Baldi: «Natürlich
wünscht sich jeder, dass man diese Saison wieder zusammen kommt.»
Ansonsten könnten die Berliner in dieser Saison der einzige
Titelträger im deutschen Basketball bleiben.