Einige Verstöße gegen Kontaktverbot - Mehrheit hält sich an Vorgaben

Das schöne Wetter am Samstag hat einige Menschen dazu verleitet, die
Versammlungsverbote zu missachten. Die große Mehrheit scheint sich
allerdings an die Bestimmungen zu halten.

Mainz (dpa/lrs) - Trotz des Kontaktverbots in der Corona-Krise haben
sich einige Menschen in Rheinland-Pfalz am Wochenende in größeren
Gruppen zusammengefunden und gegen die verhängten Maßnahmen
verstoßen. «Es wurde vermehrt beobachtet, dass sich Personen treffen,
sei es zum Picknick, Grillen oder Smalltalk, wo der Mindestabstand
nicht eingehalten wurde», teilte etwa die Polizei Bad Bergzabern
(Kreis Südliche Weinstraße) am Sonntag mit. Dies sei eine
Ordnungswidrigkeit und bei vorsätzlichem Handeln sogar eine Straftat.

Auch die Polizei Pirmasens sprach von «vereinzelten Verstößen» am
Samstag. Zwei Gruppen seien zum Picknick im Park zusammengekommen,
teilte die Polizei mit. Auch eine private Grillparty habe man
aufgelöst. «Positiv bleibt jedoch zu erwähnen, dass sich die Mehrheit

der Bürger an die Vorgaben der Stadt Pirmasens hält.»

In Lauterecken (Landkreis Kusel) sind laut Polizei mehrere Personen
«negativ aufgefallen». Ein 23-jähriger Mann, der mit sechs weiteren
Personen unterwegs war, habe die Beamten während der Kontrolle
beleidigt, teilte die Polizei mit. Gegen ihn sei ein Strafverfahren
eingeleitet worden. Die Polizei in Mainz stellte ebenfalls einzelne
Verstöße gegen das Kontaktverbot fest. «Zusammengefasst: Wir hatten
einige wenige auffällige Dreiergruppen, zum überwiegenden Teil haben
sich die Menschen aber daran gehalten», sagte ein Sprecher am
Sonntagmorgen.

Zur Eindämmung des Corona-Virus hatte Rheinland-Pfalz ein
weitgehendes Kontaktverbot erlassen. Menschen dürfen grundsätzlich
nur noch allein oder zu zweit aus dem Haus gehen. Familien und
häusliche Gemeinschaften dürfen auch weiter gemeinsam nach draußen.

Unterdessen weitet sich die Coronavirus-Pandemie in Rheinland-Pfalz
nach wie vor aus. Die Gesundheitsämter meldeten bis Sonntag, 10.00
Uhr insgesamt 2545 bestätigte Infektionen, wie das
Gesundheitsministerium in Mainz mitteilte. Dies entspricht einem
Zuwachs von 188 Fällen im Vergleich zum Samstag. Bisher starben 18
Menschen in Rheinland-Pfalz an der von dem Virus verursachten
Krankheit Covid-19 - ein Plus von sechs Todesfällen im Vergleich zum
Samstag. «Da die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der
Gesundheitsämter vor Ort am Wochenende in erster Linie mit der
Ermittlung von Kontaktpersonen und Quarantänemaßnahmen gebunden sind,
erfolgen die Meldungen zum Teil zeitverzögert», erläuterte das
Ministerium.

- FIRMEN: Angesichts wegbrechender Geschäfte und der unsicheren
Aussichten sind die wegen der Corona-Krise eingerichteten Hotlines
der Industrie- und Handelskammern (IHK) sehr gefragt. Das Aufkommen
an Anrufen habe zuletzt stark zugenommen, berichtete Karina Szwede,
stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der IHK Koblenz, der
Deutschen Presse-Agentur. «Die Unternehmen haben sehr viele Sorgen
und Probleme.» Konkret werde alles Mögliche rund um Kurzarbeitergeld
gefragt, weitere wichtige Themen seien der Erhalt der Liquidität und
wie die zuletzt aufgelegten Hilfen in Anspruch genommen werden
könnten.

- ERNTEHELFER: Der CDU-Fraktionschef im rheinland-pfälzischen
Landtag, Christian Baldauf, hat sich für eine zeitweise Lockerung der
Grenzschließung für Erntehelfer aus Osteuropa eingesetzt. In einem
Schreiben an Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) warnte Baldauf,
die verfügten Grenzschließungen hätten «massive Auswirkungen auf di
e
heimische Landwirtschaft». Bei den Landwirten werde es «unweigerlich
zu enormen Umsatzeinbußen kommen, die nicht selten existenzgefährdend
sind». Die Verbraucher würden die Entwicklung zunächst durch ein
reduziertes Angebot an saisonalem Gemüse und dann durch
Preissteigerungen zu spüren bekommen.

- WEINPROBEN: In Zeiten von Corona wird vieles über das Internet
angeboten - Schulunterricht, Yogaklassen und Tanzkurse. Jetzt kommt
noch ein neues Angebot für Zuhause am Computer oder Laptop dazu: die
digitale Weinprobe. Zahlreiche Winzer in verschiedenen
Weinbauregionen Deutschlands bieten sie jetzt ihren Kunden an, weil
diese wegen der Corona-Pandemie nicht mehr persönlich zum Probieren
beim Weingut vorbeikommen können. «Man ist da momentan sehr kreativ
und sehr rührig», sagt der Sprecher des Deutschen Weininstituts in
Bodenheim bei Mainz. Gute Beispiele für Online-Verkostungen gebe es
bereits aus Baden-Württemberg, Franken, Sachsen und von der Mosel.

- KIRCHE: Die katholische Kirche will dem derzeitigen
Gottesdienstverbot mit Kreativität begegnen. Alternativangebote
reichten von Gottesdienstübertragungen bis zu Ideen für Gebetszeiten
in der Familie, sagte der Vorsitzende der Deutschen
Bischofskonferenz, Georg Bätzing, der Deutschen Presse-Agentur. «Wir
üben uns jetzt in neuen Formen der Kommunikation.» Die Welle der
Solidarität in der Gesellschaft sei «wunderbar», sagte der 58-jähri
ge
Bischof von Limburg. Das Bistum erstreckt sich auch auf Teile von
Rheinland-Pfalz.

- VANDALISMUS: Die Corona-Pandemie scheint sich auch auf die
Verkehrsschilder in Rheinland-Pfalz auszuwirken: Das Ausmaß ihrer
mutwilligen Beschädigung oder ihres Diebstahls geht wohl zurück. «Auf

dem Land sind normalerweise Schilder auf dem Weg von Grillhütten
zurück ins Dorf in Gefahr», sagte der Leiter der
Masterstraßenmeisterei Bad Ems, Carsten Müller, der Deutschen
Presse-Agentur mit Blick auf den Frühling. «Die jüngere
alkoholisierte Bevölkerung lässt auf dem Rückweg gerne ihre Energie
auch an Verkehrsschildern aus. Aber jetzt feiert ja keiner wegen
Corona.»

- STRESS: Der Ruheforscher Hans-Günter Weeß warnt vor krankmachender
Anspannung durch die Corona-Krise. «Bleiben Sie über Telefon und neue
Medien in ausreichendem Austausch mit Freunden und Angehörigen, denn
soziale Kontakte wirken sich entspannend aus», rät der Leiter des
Interdisziplinären Schlafzentrums im rheinland-pfälzischen
Klingenmünster. «Wem es gelingt, trotz der Herausforderungen durch
das Coronavirus gelassen zu bleiben, erhöht die Wahrscheinlichkeit
für eine entspannte Nacht», betonte der Buchautor («Schlaf wirkt
Wunder»). Besonders in den Gesundheitsberufen sei es wichtig,
zwischen Schichten auf sich zu achten und für ausreichend Ruhe zu
sorgen.